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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Lösungsansätze zur Behebung von Versorgungsdefiziten in der Palliativversorgung stationärer Pflegeeinrichtungen – Relevanz und Umsetzungshemmnisse unter Pandemiebedingungen

Meeting Abstract

  • Anne-Katrin Teichmüller - Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland
  • Anna Bußmann - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Vera Gerling - Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland
  • Natalie Pomorin - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Hendrik Wolthaus - Contilia Pflege und Betreuung GmbH, Essen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf152

doi: 10.3205/22dkvf152, urn:nbn:de:0183-22dkvf1528

Published: September 30, 2022

© 2022 Teichmüller et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Pflegeheime sind nach dem Krankenhaus der Ort, an dem in Deutschland die meisten Menschen versterben [1]. Für eine qualitativ hochwertige Versorgung von Bewohner*innen in der letzten Lebensphase gibt es bereits nationale Handlungsempfehlungen, nach welchen insbesondere die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Zugehörigen in den Blick genommen werden sollen [2]. Gleichzeitig zeichnen sich Pflegeeinrichtungen durch diffizile personelle, strukturelle und organisationale Bedingungen aus, die es erschweren, Menschen am Lebensende adäquat zu begleiten [3]. Diverse Studien zeigen, dass eine Überführung der vorhandenen Konzepte in den Arbeitsalltag bisher nur unzureichend gelingt [4], [5].

Fragestellung und Zielsetzung: Auf Grundlage eines von der Stiftung Wohlfahrtspflege geförderten, dreijährigen Projektes, wird im Vortrag der Frage nachgegangen, was es im Praxisalltag stationärer Pflegeeinrichtungen bedarf, um die palliative Versorgungssituation multiperspektivisch für Bewohner*innen, Zugehörige sowie Mitarbeitende zu verbessern.

Methode oder Hypothese: Es wurden leitfadengestützte Interviews mit Bewohner*innen (n=14), Zugehörigen (n=14), Mitarbeitenden (n=10) sowie Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen (n=4) zweier Piloteinrichtungen geführt. Bewohner*innen und Mitarbeitende wurden darüber hinaus schriftlich befragt. Auf Basis der identifizierten Problemfelder wurden in multiprofessionellen Arbeitsgruppen aus Wissenschaft und Praxis Lösungsansätze entwickelt und in den Piloteinrichtungen erprobt.

Ergebnisse: Ein Großteil der Bewohner*innen hat sich bereits Gedanken zu konkreten Versorgungswünschen gemacht. Diese sind sehr unterschiedlich und wurden in gut 80% der Fälle nicht mit Mitarbeitenden kommuniziert. Aufgrund bestehender Unsicherheiten wünschen sich Zugehörige frühzeitige Informationen zum Ablauf und zu Gestaltungsmöglichkeiten in der letzten Lebensphase. Bei Mitarbeitenden führt die Begleitung von palliativen Bewohner*innen zu starkem psychischen Belastungsempfinden. Geringe zeitliche Ressourcen und Unsicherheiten bei der Einschätzung der Palliativsituation sowie bei palliativen Versorgungsprozessen stellen besondere Herausforderungen dar. Im Rahmen des Vortrages werden Maßnahmen vorgestellt, die an den konkreten Bedarfen der einzelnen Zielgruppen ansetzen.

Diskussion: Mit der Pandemie haben sich für Pflegeeinrichtungen neue Herausforderungen ergeben und gleichzeitig ist die Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase noch stärker in den Fokus gerückt. Im Vortrag werden Potenziale und Hemmnisse der entwickelten Maßnahmen unter Pandemiebedingungen diskutiert.

Praktische Implikationen und Appell für die Praxis: Um die hospizliche Begleitung und palliative Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen zu verbessern, bedarf es zielgruppenorientierter, praxistauglicher Lösungsansätze.

Wie diese konkret aussehen können, wird im Vortrag thematisiert.

Förderung: Sonstige Förderung; SW-620-693


Literatur

1.
Zentrum für Qualität in der Pflege. ZQP-Analyse Versorgung am Lebensende. Berlin; 2013. Online verfügbar unter: https://www.zqp.de/wp-content/uploads/Meinungsbild_Versorgung_Lebensende_Palliativ_Hospiz_2013_Eggert.pdf External link
2.
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V.; Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V.. Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland. Handlungsempfehlungen im Rahmen einer Nationalen Strategie. 2016. Online verfügbar unter: https://www.aek-mv.de/upload/file/Charta_Handlungsempfehlungen.pdf External link
3.
Ewers M, Schaeffer D. Versorgung am Ende des Lebens – Eine Einführung. In: Ewers M, Schaeffer D, editors. Am Ende des Lebens. Versorgung und Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase. Berlin: Huber; 2005. S. 7–18.
4.
Schneider W, Dill H, Gmür W, von Haye, J, Schneider S, Stadelbacher S. Sterben zu Hause im Heim – Hospizkultur und Palliativkompetenz in der stationären Langzeitpflege. Vorgehen, empirische Befunde und abgeleitete Handlungsempfehlungen. Forschungs- und Projektbericht. 2018. Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/Berichte/_SiH_Sachbericht_413u415_FINAL_2018-05-22.pdf External link
5.
ALPHA Rheinland. Hospizkultur und Palliativversorgung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe in Nordrhein-Westfalen. Abschlussbericht zu einer Erhebung des Ist-Standes. Bonn: Pallia Med; 2017.