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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Entscheidungsprozesse zu assistiertem Suizid: Erstellung eines Rahmenmodells aus verschiedenen Blickwinkeln

Meeting Abstract

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  • Pola Hahlweg - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Claudia Martens - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf149

doi: 10.3205/22dkvf149, urn:nbn:de:0183-22dkvf1497

Published: September 30, 2022

© 2022 Hahlweg et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Assistierter Suizid (AS) meint die Unterstützung bei einer freiverantwortlichen Selbsttötung z.B. durch die Bereitstellung eines todbringenden Medikamentes, welches der/die Sterbewillige selbst einnimmt. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020 steht die gesetzliche Neuregelung des AS in Deutschland aktuell aus und wird öffentlich breit debattiert. Bisher mangelt es an wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema in Deutschland – besonders im Hinblick auf die Entscheidungsfindung.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie verfolgt das übergreifende Ziel, eine multiperspektivische Ist- und Bedarfsanalyse der Entscheidungsprozesse zu AS in Deutschland aus verschiedenen Blickwinkeln durchzuführen.

Methode oder Hypothese: In einer ersten Phase wird ein Scoping Review zu bisherigen nationalen wie internationalen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu AS-Entscheidungsprozessen erstellt. In der zweiten Phase wird eine multiperspektivische, explorative Ist- und Bedarfsanalyse zu AS-Entscheidungsprozessen anhand von 30 bis 50 qualitative Interviews mit verschiedenen Berufsgruppen (z.B. Ärzt:innen, Pflegefachkräfte, Ethiker:innen, Seelsorgende, Psycholog:innen; theoretisches Sampling) ergänzt. Die dritte Phase beinhaltet die Ableitung eines Rahmenmodells der Entscheidungsprozesse zu AS in Deutschland und Diskussion dessen in einem Workshop mit Vertreter:innen der oben genannten Berufsgruppen. Zudem ist eine Projektberatung durch Vertreter:innen der Fachbereiche klinische Ethik, Rechtswissenschaften und aus der Patient:innenperspektive geplant.

Erwartete Ergebnisse: Das Scoping Review wird eine Synthese des aktuellen internationalen Wissensstandes hinsichtlich AS-Entscheidungsprozessen ermöglichen. Die qualitative multiperspektivische Ist- und Bedarfsanalyse wird dieses um die Perspektive verschiedener potenziell beteiligter professioneller Personenkreise ergänzen. Das Rahmenmodell führt die beiden vorherigen Projektphasen zusammen und wird unter anderem potenzielle Akteur:innen und Ablaufpfade beinhalten. Zum Zeitpunkt des Kongresses wird die erste Phase abgeschlossen sein. Aus Phase 2 werden vorläufige Ergebnisse vorliegen.

Diskussion: Die gewonnenen Erkenntnisse können zur Strukturierung zukünftiger Forschung zu AS in Deutschland genutzt werden und für die Auseinandersetzung mit AS von Versorgenden und Organisationen herangezogen werden. Zudem können wissenschaftliche Untersuchungen zu AS die gesellschaftspolitische Debatte unterstützen.

Praktische Implikationen: Da es sich um eine erste explorative Untersuchung eines komplexen und kontroversen Themas handelt, werden konkrete praktische Implikationen nur eingeschränkt abzuleiten sein. Dennoch kann das Rahmenmodell zukünftige Überlegungen für die Umsetzung in der Praxis unterstützen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Diese wissenschaftliche Untersuchung von AS-Entscheidungsprozessen hat das Potenzial zur empirischen Fundierung der Auseinandersetzung mit AS in Wissenschaft und Versorgung beizutragen.

Förderung: Sonstige Förderung; NWF-22/02