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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Berufliche Pläne und Motive hessischer Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Humanmedizin

Meeting Abstract

  • Liina Baumann - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung und Gesundheitssystemanalyse, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Iris Natanzon - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung und Gesundheitssystemanalyse, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Silke Nahlinger - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung und Gesundheitssystemanalyse, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung und Gesundheitssystemanalyse, Frankfurt am Main, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf126

doi: 10.3205/22dkvf126, urn:nbn:de:0183-22dkvf1261

Published: September 30, 2022

© 2022 Baumann et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Seit mehreren Jahren werden in Deutschland kontroverse Diskussionen um einen drohenden Ärztemangel durch Abwanderung und Nachwuchsmangel junger Mediziner geführt.

Fragestellung und Zielsetzung: In der seit 2009 laufenden Absolventenbefragung untersuchen wir, welche Pläne die Medizinabsolventen nach Beendigung ihres Studiums haben und ob die Befürchtungen einer sinkenden Zahl an Jungmedizinern, die nach Abschluss des Studiums den ärztlichen Beruf ergreifen möchten, berechtigt sind. Ferner soll festgestellt werden, welche Tendenzen bezüglich einer Tätigkeit im ambulanten oder stationären Berufsfeld zu erwarten sind und ob sich die Motive für eine ärztliche Tätigkeit im zeitlichen Verlauf unserer Beobachtungen verändern.

Methode: Als Erhebungsinstrument dient ein von uns entwickelter teilstandardisierter Fragebogen. Zielgruppe der seit Herbst 2009 laufenden Befragung sind alle Absolventen der ärztlichen Prüfung in Hessen.

Die Auswertung und Analyse erfolgt mithilfe der Statistiksoftware Sphinx.

Bisher gab es 25 Befragungswellen. Aus dieser Längsschnittstudie können bislang die Daten von 5 166 Absolventen ausgewertet werden.

Die retrospektiv sowie prospektiv gerichteten Fragestellungen beziehen sich auf Motive und Pläne der Medizinabsolventen bezüglich ihrer ärztlichen Berufstätigkeit.

Ergebnisse: Im gesamten Beobachtungszeitraum wollen fast alle Befragten (98%) im Anschluss an das Medizinstudium ärztlich tätig werden. Nach Studienabschluss sehen die jungen Ärzte ihre berufliche Perspektive eher im ambulanten Bereich (40%) als in der stationären Versorgung (35%). Diejenige, die eine ambulante Tätigkeit anstreben, können sich 70% eine Niederlassung im ambulanten Bereich und 30% eine Tätigkeit im Angestelltenverhältnis vorstellen. Gründe für das Studium sowie die präferierten Fachgebiete halten sich über die Jahre hinweg stabil. Doch gerade die Beschäftigungsform und Kriterien für eine ärztliche Tätigkeit zeigen im zeitlichen Verlauf Entwicklungen, die es weiterhin zu beobachten gilt.

Diskussion: Die heutige Arbeitsmarktsituation und verschiedene Arbeitsmodelle erlauben angehenden Medizinern, neue Prioritäten für ihre zukünftige Tätigkeit zu setzen. Die Befürchtung, dass die Motivation für den Arztberuf nachlässt und eine hohe Zahl an jungen Ärzten das deutsche Gesundheitssystem verlassen möchte, wird durch unsere Ergebnisse nicht bestätigt. Allerdings verändern sich die Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der ärztlichen Profession.

Praktische Implikationen: Zur Sicherung der zukünftigen ärztlichen Versorgung müssen potentielle Veränderungen und spezifische Bedürfnisse erkannt werden. Diesen Veränderungen muss Rechnung getragen werden – nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch mit neuen Strukturen und verbesserten Möglichkeiten ärztlicher Weiterbildung und angestellter Berufsausübung in der ambulanten Versorgung.

Appell für die Praxis: Die Behauptung, dass die Anzahl an Medizinabsolventen, die in der direkten Patientenversorgung berufstätig werden möchte sinke, kann durch unsere Befragungen widerlegt werden.