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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Voraussetzungen für eine gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit: Ein Beitrag zur Weiterentwicklung von Versorgung

Meeting Abstract

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  • Sebnem Aykut - Universitätsklinikum Münster, Zentrale Einrichtung Therapeutische Gesundheitsberufe, Münster, Deutschland
  • Isabelle Stickdorn - Universitätsklinikum Münster, Zentrale Einrichtung Therapeutische Gesundheitsberufe, Münster, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf123

doi: 10.3205/22dkvf123, urn:nbn:de:0183-22dkvf1236

Published: September 30, 2022

© 2022 Aykut et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die wachsende Komplexität in der Gesundheitsversorgung ist verantwortlich dafür, dass sich berufliche Anforderungen u.a. in den Therapieberufen – Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie (PEL) – ändern. Es wird empfohlen, das sog. Silo-Denken der einzelnen Professionen aufzubrechen und Interprofessionalität im Denken und Handeln früh zu entwickeln. Interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) besteht erst dann, wenn Angehörige unterschiedlicher Professionen gemeinsame Aufgaben und Ziele verfolgen. Um IPZ im Versorgungsalltag leben zu können, bedarf es sowohl strukturelle, inhaltliche als auch personelle Rahmenbedingungen, die gezielt in Gesundheitseinrichtungen geschaffen werden sollten.

Fragestellung und Zielsetzung: Um die interprofessionelle Kooperation, Kollaboration und Teamarbeit von PEL zu ermöglichen, sollen zunächst Barrieren der IPZ abgebaut und Lösungsschritte für eine Kollaboration generiert werden.

Methode oder Hypothese: Neben einer Literaturrecherche wurde zur Identifikation der vorhandenen Strukturen der IPZ ein leitfadengestütztes Gruppeninterview durchgeführt. Dabei wurde im Fachbereich Pädiatrie ein interprofessionell arbeitendes Team, bestehend aus einer Physiotherapeutin, Logopädin, Heilpädagogin und Sozialarbeiterin, befragt. Das Interview wurde mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Aus den deduktiv und induktiv generierten Kategorien zur IPZ werden konkrete Maßnahmen zur Implikation in der Praxis beschrieben. Im Vordergrund der IPZ steht das kollektive Erfassen therapeutischer Patient*innenziele und die gemeinschaftliche Erarbeitung dieser. Dies erfordert vielfältige Kompetenzen, wie ein Fachverständnis untereinander. Methodenkompetenzen bewirken vernetzte Denkprozesse, um generierte Informationen aus anderen Professionen in das eigene Therapieziel oder Behandlung integrieren zu können. Schlussendlich ermöglichen insbesondere soziale und personelle Kompetenzen, die unter den Deckmantel interprofessioneller Kompetenzen fallen, den Aufbau einer Teamkultur. Kollaboration, Kooperation und Teamarbeit führen zur Sicherheit im eigenen Handeln, heben Stärken der Gruppe hervor und gleichen Lücken wiederrum aus. Damit Gruppenmitglieder ihre vielfältigen Kompetenzen als Chance wahrnehmen, bedarf es organisierter Arbeitsprozesse wie z.B. einem interprofessionellen Befundsystem. Zudem soll eine „Checkliste“ Therapeut*innen zur Analyse sich gegenseitig bedingender Aufgabenbereiche ermächtigen.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen konkrete Maßnahmen, die zum Aufbau interprofessioneller Kompetenzen und einer Teamkultur führen. Um IPZ in der Praxis weiter voranzutreiben und zu leben, sollte IPZ selbst als Forschungsschwerpunkt stärker in den Blick genommen werden. Dabei macht es Sinn, theoretische, methodische als auch praxisbezogene Elemente genauer zu betrachten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: IPZ stellt einen relevanten Bestandteil therapeutischer Tätigkeit der PEL dar, um Patient*innen bestmöglich zu behandeln und somit einen wichtigen Beitrag in der gesundheitlichen Versorgung zu leisten.