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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Physiotherapeutische Versorgungssituation von Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose in Deutschland – eine Online-Befragung

Meeting Abstract

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  • Carolin Bahns - Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Institut für Gesundheit, Fachgebiet Therapiewissenschaften I, Senftenberg, Deutschland
  • Christian Kopkow - Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Institut für Gesundheit, Fachgebiet Therapiewissenschaften I, Senftenberg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf119

doi: 10.3205/22dkvf119, urn:nbn:de:0183-22dkvf1197

Published: September 30, 2022

© 2022 Bahns et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Hüft- und Kniegelenksarthrose ist eine weitverbreitete Erkrankung, die mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität sowie gleichzeitig hohen Kosten für das Gesundheitssystem einhergeht. Obwohl die Vorteile leitlinienkonformer Versorgung belegt sind, zeigen aktuelle Studien aus dem Ausland, dass das Verhalten von Physiotherapeut*innen von den in Leitlinien formulierten Empfehlungen abweicht. Unbekannt ist, wie die physiotherapeutische Versorgung für Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose in Deutschland gestaltet ist und inwieweit Leitlinienempfehlungen berücksichtigt werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war die Erfassung der

1.
physiotherapeutischen Versorgungssituation von Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose in Deutschland und
2.
der Adhärenz von Physiotherapeut*innen gegenüber Leitlinienempfehlungen.

Methode oder Hypothese: Von Oktober bis Dezember 2021 wurde eine deutschlandweite Online-Befragung unter Physiotherapeut*innen durchgeführt. Erfragt wurden Maßnahmen zur Behandlung von Hüft- und Kniegelenksarthrose, Kenntnis von Leitlinien und Barrieren in der Anwendung von Leitlinienempfehlungen.

Zur Evaluation einer leitlinienadhärenten Versorgung erfolgte ein Abgleich mit den Inhalten der AWMF Leitlinien für Hüft- und Kniegelenksarthrose.

Ergebnisse: 442 Physiotherapeut*innen nahmen an der Umfrage teil, davon 288 (65%) Frauen und 152 (35%) Männer. Die Befragten waren im Durchschnitt 41 Jahre (± 13) alt und verfügten über eine Berufserfahrung von 17 Jahren (± 12).

Die am häufigsten berichteten Maßnahmen zur Behandlung von Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose waren Bewegungstherapie, Edukation und Instruktionen zum Selbstmanagement, gefolgt von Manueller Therapie und Traktionsbehandlungen. Eine vollständige Leitlinienadhärenz konnte bei 17% (n = 76) für die Behandlung von Hüftgelenks- und bei 9% (n = 38) für die Behandlung von Kniegelenksarthrose angenommen werden, eine teilweise Adhärenz bei 81% (n = 359) bzw. 72% (n = 319).

Etwa 48% (n = 212) der Physiotherapeut*innen gaben an, eine Arthrose-Leitlinie zu kennen.

Diskussion: Aktive Bewegungstherapie sowie edukative Maßnahmen werden durch die Mehrzahl der Physiotherapeut*innen in Übereinstimmung mit den Leitlinienempfehlungen durchgeführt, obwohl nur rund die Hälfte der Befragten eine Leitlinie für die Versorgung von Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose kennt. Gleichzeitig werden auch Maßnahmen mit geringerer Evidenz (z.B. Manuelle Therapie) angewandt und der Anteil derjenigen, die eine vollständige Leitlinienadhärenz aufweisen, ist gering.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse weisen auf eine unzureichende Implementierung von Leitlinien zur Behandlung von Hüft- und Kniegelenksarthrose hin.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Implementierung von Leitlinien zur Versorgung von Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniegelenksarthrose sollte verbessert werden.