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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Interprofessionelle Zusammenarbeit und patient-reported outcomes: Eine Sekundärdatenanalyse auf der Grundlage von Befragungsdaten

Meeting Abstract

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  • Laura Kaiser - Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Edmund Neugebauer - Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB), Neuruppin, Deutschland
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland; Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung (IVGF), Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (FGW), Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB), Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf112

doi: 10.3205/22dkvf112, urn:nbn:de:0183-22dkvf1124

Published: September 30, 2022

© 2022 Kaiser et al.
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Hintergrund und Stand der Forschung: Während die interprofessionelle Zusammenarbeit (IPC) als Schlüsselelement einer bedarfsgerechten Behandlung angesehen wird, zeigen bisherige Studien keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen IPC und den von Patient:innen berichteten Endpunkten (PROs).

Zielsetzung: Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen der von Mitarbeiter:innen bewerteten IPC und PROs im stationären Umfeld zu untersuchen.

Methoden: Es wurde eine Sekundärdatenanalyse der gesamten vom Picker Institut Deutschland zwischen 2003 und 2016 erhobenen Befragungsdaten von Patient:innen und Mitarbeiter:innen durchgeführt. Individuelle Patient:innendaten aus Abteilungen innerhalb von Krankenhäusern wurden mit Daten aus Mitarbeiter:innenbefragungen zusammengeführt. Die Items zur Bewertung der IPC durch die Mitarbeiter:innen (unabhängige Variable) wurden in eine Hauptkomponentenanalyse (PCA) einbezogen. Fragen zur Bewertung der PROs (Gesamtzufriedenheit, Beschwerden, Komplikationen, Behandlungserfolg, Weiterempfehlungsbereitschaft) dienten als abhängige Variablen in geordneten logistischen Regressionsanalysen. Die Ergebnisse wurden für Geschlecht, Alter und Bildung adjustiert und multiple Hypothesentests durchgeführt.

Ergebnisse: Der finale Datensatz umfasste 6154 Patient:innen aus 19 Krankenhäusern bzw. 103 einzelnen Abteilungen. Die PCA ergab drei Hauptkomponenten (abteilungsspezifische IPC, interprofessionelle Organisation und allgemeine IPC), die 67% der Gesamtvarianz erklärten. Das KMO-Maß für die Stichprobenadäquanz lag bei 0,830 und der Bartlett-Test auf Sphärizität war hoch signifikant (p=0,000). Die Ergebnisse sind von marginaler Effektgröße und weisen auf Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Arten von IPC hin. Ein Anstieg der abteilungsspezifischen IPC um 1 SD ist mit einer statistisch signifikanten Chance auf eine höhere (d.h. bessere) PRO-Bewertung von Komplikationen nach der Entlassung verbunden (OR 1,07, 95% CI 1,00-1,13, p=0,029). Es wurden keine weiteren Zusammenhänge gefunden. Die Ergebnisse sind unempfindlich gegenüber der Wahl des Schätzmodells (lineare multiple (d.h. OLS) oder Tobit-Regression). Explorative Analysen ergaben positive Koeffizienten der abteilungsspezifischen IPC auf alle PROs für chirurgische und internistische Abteilungen, während die Ergebnisse aus pädiatrischen Abteilungen nicht eindeutig waren.

Diskussion: Der Zusammenhang von IPC auf Gesundheitsoutcomes sollte auf verschiedenen Wegen erfasst werden. Zwar bleibt er in Bezug auf PROs - wie in der bisherigen Literatur dokumentiert – weiterhin unklar, hinsichtlich klinischer Endpunkte konnten in früheren Studien jedoch positive Effekte dargestellt werden.

Praktische Implikationen und Fazit: IPC bedarf eines klaren Konzeptes, welches die kontextspezifischen Schlüsselmerkmale der einzelnen Arten von IPC identifiziert und eine spezifische Adressierung dieser in der Versorgungspraxis ermöglicht.

Künftige Studien sollten die Komplexität der IPC sowie die Wirkungsmechanismen der unterschiedlichen Arten von IPC besser beleuchten.