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Rehospitalisierung in komplexen Versorgungssettings – kann ein pflegebezogenes Case Management Einfluss auf den „Drehtüreffekt“ in der akutstationären Versorgung nehmen?
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Published: | September 30, 2022 |
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Mit Einführung des DRG-Vergütungssystems im Krankenhaus und den damit verbundenen Grenzverweildauern kann ein Anreiz für wirtschaftliches Verhalten und die frühzeitige Entlassung von Patient*innen bestehen. Studien zeigen, dass hiervon insbesondere ältere und multimorbide oder chronisch kranke Menschen betroffen sind und sich ihre Verweildauer in den letzten Jahren fortlaufend verkürzt hat. Dadurch bleibt häufig zu wenig Zeit für die Vorbereitung der Patient*innen auf die Entlassung und die Weiterversorgung nach dem Krankenhausaufenthalt. Sie selbst und ihre Angehörigen können sich kaum auf die veränderte Situation einstellen und Unterstützungssysteme in der Häuslichkeit organisieren. Folge einer frühzeitigen Entlassung ist daher oft die erneute Aufnahme in ein Krankenhaus aufgrund weiterer Krankheitseinbrüche.
Im Innovationsfonds-Projekt „Regionales Pflegekompetenzzentrum – Innovationsstrategie für die Langzeitversorgung vor Ort“ (ReKo) (Förderzeitraum 2019–2024) wird u.a. untersucht, welchen Einfluss ein pflegebezogenes Case Management mit unterstützender digitaler Infrastruktur auf die Hospitalisierungsrate in komplexen Versorgungssettings nehmen kann und welchen Beitrag es zur Verhinderung des „Drehtüreffekts“ der wiederholten Krankenhauseinweisung leisten kann.
Ziele im ReKo-Case Management sind die Stabilisierung der Situation in der Häuslichkeit und die Organisation der (Weiter-)Versorgung. Die Case Manager*innen unterstützen dazu den Aufbau von individuellen, bedarfsgerechten und funktionierenden Pflegearrangements. Außerdem wird die Entwicklung eines fallbezogenen Netzwerks mit festen Ansprechpartner*innen, sowohl im direkten sozialen Umfeld der betreuten Fälle als auch auf institutioneller Ebene, forciert.
Zur Untersuchung der Effekte erfolgt im Rahmen der Evaluation u.a. die Auswertung von GKV-Routinedaten in der Interventions- und einer Kontrollregion. Gegenstand der Betrachtung sind dabei hinsichtlich der stationären Leistungen die Dauer des Aufenthaltes, Diagnosen und Prozeduren sowie entsprechende DRG-Codierungen. Ebenfalls in die Auswertung einbezogen werden u.a. ambulant ärztliche Daten, Arznei-, Heil- und Hilfsmittelverordnungen sowie Leistungen der häuslichen Krankenpflege, um die (Weiter-)Versorgung im häuslichen Setting abbilden zu können.
In dem Vortrag werden ausgewählte Fallvignetten von Klient*innen vorgestellt, die direkt aus der akutstationären Versorgung im Krankenhaus in das ReKo-Case Management aufgenommen wurden. Unter Bezugnahme auf ausgewählte GKV-Routinedaten, sollen Maßnahmen zur Verhinderung einer Rehospitalisierung abgeleitet und zur Diskussion im Plenum aufbereitet werden, um den Diskurs um Aspekte der Lebenswelt und Sorgenetzwerke in komplexen Versorgungssettings zu erweitern.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18015