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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Erfahrungen bei der Operationalisierung von Qualitätsindikatoren anhand von Patientenakten

Meeting Abstract

  • Claudia Mehl - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Teresa Müller - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Thorsten Nau - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Christian Bachmann - Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf088

doi: 10.3205/22dkvf088, urn:nbn:de:0183-22dkvf0889

Published: September 30, 2022

© 2022 Mehl et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im Rahmen des Innovationsfonds-Projekts „Evaluation der Versorgungsqualität in der ambulanten Routineversorgung häufiger Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters“ (QualiPäd, FKZ 01VSF19035) wurden Qualitätsindikatoren (QI) für sieben exemplarische Krankheitsbilder entwickelt und unter Anwendung der modifizierten Rand/UCLA-Methode (RAM) konsentiert. Die QualiPäd-Studie bewertet erstmalig die Qualität der ambulanten Versorgung von Kindern- und Jugendlichen in Deutschland, indem je Krankheitsbild 200 anonymisierte Patientenakten der Jahre 2018 und 2019 im Hinblick darauf analysiert werden, inwieweit die tatsächlich durchgeführten sowie dokumentierten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen den aktuellen Handlungsempfehlungen entsprechen. Vor der Datenerhebung müssen die QI entsprechend der Datengrundlage operationalisiert werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Erfahrungen wurden bei der Operationalisierung von QI anhand von Patientenakten der Allgemeinmedizin, Pädiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie gemacht?

Methode: Zur Operationalisierung der QI wurden zunächst die Indikatorstatements sowie Zähler und Nenner definiert. ICD-10-Codes legen die Ein- und Ausschlusskriterien eines QI fest. Sämtliche in den Definitionen enthaltene Behandlungsschritte und Prozeduren wurden über ATC-Codes, EBM-Ziffern und medizinische Definitionen charakterisiert. Um das Auffinden der Merkmale in den Akten zu erleichtern, wurden darüber hinaus entsprechende Synonyme aufgelistet. Abschließend wurde jedem QI eine Berechnungseinheit (Patient (einmalig), Episode (mehrmalig) oder Konsultation (kontinuierlich)) zugewiesen und bestimmt, für welche Arztgruppe eine Berechnung des jeweiligen QI möglich ist.

Ergebnisse: QI, die aus standardisiert dokumentierten Merkmalen bestehen (Medikamentenverordnungen, Abrechnungsziffern, Überweisungen, Diagnosen), können umfassend operationalisiert werden. Die Operationalisierung komplexer diagnostischer und therapeutischer Standards (z.B. Schweregrad der Neurodermitis) sowie von Patientenerfahrungen ist nur bedingt möglich. Auch können aufgrund vorab definierter Selektionskriterien zur Sichtung einer Akte (bspw. ICD-10-Code J03.9 Akute Tonsillitis) einzelne wichtige Prozeduren (Fiebermessen bei Halsschmerzen), die zur Diagnosestellung beitragen, nicht erhoben werden. QI der akuten Erkrankungen werden mehrheitlich per (Krankheits-) Episode erfasst, QI der chronischen Erkrankungen zumeist nur einmalig (Patient). Eine umfassende Bewertung der Versorgungsqualität psychiatrischer Erkrankungen kann nur bei der Facharztgruppe der Kinder- und Jugendpsychiater:innen erfolgen.

Diskussion: Die Operationalisierung von QI aus Patientenakten ist möglich, aber zeitaufwändig und erfordert einen steten Austausch im Forschungsteam. Noch ist unklar, ob alle zur Operationalisierung benötigten Gesundheitsdaten in den Patientenakten dokumentiert sind. Eine Reduzierung oder Anpassung einzelner QI nach Beendigung der Pilotphase ist möglich.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19035