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Der Einfluss der präoperativer Markierung der Stomaposition auf das Risiko stomabezogener Komplikationen bei Patient*innen mit Enterostoma – eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In Deutschland leben schätzungsweise 160.000 Menschen mit einem Stoma. Das Vorhandensein eines Stomas kann mit Komplikationen verbunden sein, die wiederum die Lebensqualität beeinträchtigen können. Ein relevanter Einflussfaktor für Stoma-Komplikationen ist die Stomaposition.
Fragestellung und Zielsetzung: Diese systematische Übersichtsarbeit hatte das Ziel den Einfluss der präoperativen Stomamarkierung auf stomabezogene Komplikationen bei Patient*innen mit einem Enterostoma zu untersuchen.
Methode oder Hypothese: MEDLINE, Embase, CENTRAL, CINHAL und Google Scholar wurden bis August 2021 nach randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) und nicht-randomisierten Interventionsstudien (NRSI) durchsucht. Studien, die die präoperative Markierung mit fehlender Markierung bei Patient*innen mit einem Enterostoma verglichen und mindestens einen Patient*innen-relevanten Endpunkt berichteten, wurden eingeschlossen. Die Priorisierung der Endpunkte erfolgte durch Zusammenarbeit mit einem Kolorektalchirurg und einem Vertreter einer Selbsthilfevereinigung sowie durch Telefoninterviews mit Patient*innen und Stoma-Pflegekräften. Meta-Analysen mit zufälligen Effekten wurden berechnet um Chancenverhältnisse (ORs) oder standardisierte mittlere Differenzen (SMD) und 95 %-Konfidenzintervalle (CIs) zu erhalten. Das ROBINS-I Tool sowie der GRADE Ansatz wurden genutzt, um jeweils das Verzerrungsrisiko und die Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz zu bewerten.
Ergebnisse: 25 NRSI und zwei RCTs mit insgesamt 12.579 Patient*innen wurden eingeschlossen. Die meisten dieser Studien waren aus der Türkei, China und den USA; eine Studie war aus Deutschland. Das Risiko einer Verzerrung war bei den RCTs hoch und bei den NRSI ernst bis kritisch. Die präoperative Markierung könnte stomabezogene Komplikationen reduzieren (OR 0,45, 95 % CI [0,31 bis 0,65]) und die unabhängige Versorgung (narrative Synthese) sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (SMD 1,13 [0,38 bis 1,88]) steigern; allerdings ist die Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz bei diesen Endpunkten sehr gering. Die präoperative Markierung verringert wahrscheinlich Undichtigkeit (OR 0,14 [0,06 bis 0,37]) und kann dermatologische Komplikationen (OR 0,38 [0,29 bis 0,50]) sowie chirurgische Revisionen (OR 0,09 [0,02 bis 0,49]) verringern. Hier war die Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz mäßig bis gering.
Diskussion: Evidenz mit moderater bis sehr geringer Vertrauenswürdigkeit zeigt, dass die präoperative Markierung mit einer besseren Ergebnisqualität assoziiert ist. Diese Ergebnisse unterstützen eine standardmäßige präoperative Markierung von Patient*innen, die sich einer Stomaoperation unterziehen, da die Intervention keinen Schaden für Patient*innen darstellt. Dies trifft auch auf Fälle zu, in denen unklar ist, ob ein Stoma angelegt werden wird.
Praktische Implikationen: Die Implementierung der präoperativen Markierung sollte gefördert werden.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Markieren Sie alle Patient*innen, die das Risiko haben eine Stomaanlage zu erhalten.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); BMBF 01KG2016