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DiViDe – Diagnosehäufigkeit und Versorgung hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher in Deutschland – eine Analyse auf Basis von GKV-Routinedaten
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Aktuell liegen für Deutschland nur begrenzt Angaben zu den Prävalenzen von kongenitalen Hörstörungen im Kindesalter vor [1], zu spezifischeren Aspekten der Versorgungssituation gibt es jedoch keine umfassenden Daten.
Fragestellung und Zielsetzung: Diese Studie soll anhand von Routinedaten erstmalig einen Einblick in die Versorgung von Kindern mit einer peripheren Hörstörung geben. Mittels einer Querschnittstudie werden Prävalenzen geschätzt, die Diagnose dokumentierenden Fachgruppen ermittelt und die Inanspruchnahme von Heil- und Hilfsmitteln über 11 Jahre erhoben. Mithilfe einer Längsschnittanalyse wird zusätzlich als Proxy für die Inzidenz analysiert, in welchem Lebensjahr Kinder einer Geburtskohorte erstmalig ein Hörgerät erhalten, welche Fachgruppe diese Verordnung ausstellt, ob eine Versorgung mit Heil- und weiteren Hilfsmitteln erfolgt und welche Komorbiditäten bei diesen Kindern dokumentiert sind.
Methode oder Hypothese: Die Analyse basiert auf den GKV-Routinedaten der BARMER aus den Jahren 2010 bis 2020. Für die Analyse wird zunächst eine Falldefinition entwickelt, welche alle sicheren Fälle der durchgängig versicherten Kinder unter 18 Jahren mit peripherer Hörstörung einschließen soll. Anhand der Falldefinition erfolgt eine Querschnittsanalyse zur Ermittlung der Prävalenz und der Inanspruchnahme von Leistungen. In einem zweiten Schritt wird eine Längsschnittanalyse mit der Geburtskohorte aus 2010 zu Häufigkeit und Zeitpunkt der Hörgeräteversorgung durchgeführt.
Ergebnisse: Derzeit liegen erste Ergebnisse aus der Querschnittsanalyse vor. Im Jahr 2019 wurde standardisiert auf die deutsche Bevölkerung bei 0,61% der Kinder ein bleibender Hörverlust diagnostiziert. Im Verlauf über die Jahre ist ein leichter Rückgang in der Prävalenz zu erkennen. Eine periphere Hörstörung trat dabei in allen beobachteten Jahren häufiger bei Jungen auf. Der Querschnitt aus 2019 zeigt die höchsten Anteile von Dokumentationen eines Hörverlustes im Alter zwischen fünf und neun Jahren. Zum Zeitpunkt des Kongresses werden weitere Ergebnisse aus der Querschnittsanalyse sowie Ergebnisse aus der Kohortenstudie vorgestellt.
Diskussion: Mit dieser Studie können erstmalig Aussagen zur Häufigkeit und Versorgungssituation von Kindern mit einer peripheren Hörstörung in Deutschland getroffen werden.
Praktische Implikationen: Die Studie stellt Prävalenzschätzungen und Hinweise zur Versorgungssituation zur Verfügung.
Appell für die Praxis in einem Satz: Kinder sollen frühzeitig auf Hörstörungen untersucht und entsprechend versorgt werden, um Entwicklungsverzögerungen zu vermeiden und Teilhabe zu ermöglichen.
Förderung: Sonstige Förderung
Literatur
- 1.
- Nennstiel-Ratzel U, Brockow I, Söhl K, Zirngibl A, am Zehnhoff-Dinnesen A, Matulat P, Mansmann U, Rieger A. Endbericht zur Evaluation des Neugeborenen-Hörscreenings 2011/2012 im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses. 2017 [Zuletzt geprüft am 29.03.2022]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4329/2017-05-18_Kinder-RL_Annahme_Endbericht_NHS-Bericht.pdf