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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Epidemiebedingter Ressourcenbedarf von Krankenhäusern – Modellierung von Inzidenz, Bettenbelegung und Personalplanung (das PROGNOSIS-Projekt)

Meeting Abstract

  • Veronika Bierbaum - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland
  • Christoph Streissnig - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland
  • Andreas Schuppert - RWTH Aachen, Institut for Computational Biomedicine II, JRC for Computational Biomedicine/AICES, Aachen, Deutschland
  • Markus Scholz - Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland
  • Katja Polotzek - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf031

doi: 10.3205/22dkvf031, urn:nbn:de:0183-22dkvf0312

Published: September 30, 2022

© 2022 Bierbaum et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die COVID-19-Pandemie hat Gesundheitssysteme weltweit vor die Herausforderung gestellt, die Versorgung im Angesicht einer bis dahin unbekannten und hochpathogenen Infektionserkrankung zu gewährleisten. Die Kapazitäten an Betten auf Normal- und Intensivstation, die den Krankenhäusern zur Verfügung stehen, haben sich hierbei als wichtiger Indikator zur Belastbarkeit des Gesundheitssystems herausgestellt. Nach zwei Jahren Pandemie stehen die Gesundheitssysteme nun vor der Aufgabe, ihre Versorgung für Patienten mit COVID-19 in den Regelbetrieb zu integrieren.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie können modellbasierte Analysen und Vorhersagen den Ressourcenbedarf in Krankenhäusern auf verschiedenen relevanten Zeitskalen abschätzen und damit die Versorgungssteuerung unterstützen?

Methode oder Hypothese: Im Rahmen des Projektes werden mit verschiedenen Partnern mit Erfahrungen in den Bereichen Modellierung, Biostatistik, Informatik und Logistik Modelle für den Ressourcenbedarf durch Infektionserkrankungen der Atemwege (weiter)entwickelt. Die Modelle sollen kurz- und langfristige Vorhersagen der Krankenhausbelastung auf mehreren Versorgungsebenen während einer Epidemie mit hohen Inzidenzen liefern. Um die für die Modellierung benötigten Informationen und Daten über Krankheitsverläufe und Krankenhauslogistik zu gewinnen, arbeiten wir eng mit mehreren Institutionen, Kompetenznetzwerken und klinischen Partnern zusammen, die uns neben Fachwissen auch eine einzigartige Datenbasis zur Verfügung stellen. Ermöglicht wird hierdurch die quantitative Bewertung der Auswirkungen hoher Infektionszahlen auf das Gesundheitssystem und die entsprechenden Personalressourcen. Das Konsortium plant den Aufbau eines frei verfügbaren und erweiterbaren Modellierungsansatzes, um Fachkräften im Gesundheitswesen und staatlichen Einrichtungen relevante und detaillierte Vorhersagen zur Krankenhausbelastung zu liefern und die Wirksamkeit von Gegenstrategien zu bewerten.

Ergebnisse: Mehrere Prognosesysteme der Bettenbelegung haben in den vergangenen zwei Jahren direkten Eingang in die Praxis gefunden und befinden sich als Live-Systeme im täglichen Einsatz. Erste Berechnungen zur Personalplanung werden auf ihre Einsatzmöglichkeit hin getestet.

Diskussion: Mathematische Modelle, die als Steuerung in der klinischen Praxis eingesetzt werden sollen, erfordern sowohl komplementäres Fachwissen als auch einen ebenbürtigen Dialog der Partner aus Wissenschaft und Praxis. Der erfolgreiche Einsatz von Modellen zur Prognose der Bettenkapazitäten im Rahmen verschiedener Pilotprojekte zeigt, dass modellbasierte Prognosen in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der sektorenübergreifenden Ressourcensteuerung, auch im Hinblick auf andere Erkrankungen, werden.

Praktische Implikationen: Das Projekt wird durch die Verknüpfung verschiedener Modellansätze zuverlässige, robuste Vorhersagen zur Bettenbelegung unter Epidemiebedingungen liefern und somit die Planung von Krankenhausressourcen erleichtern und unterstützen.

Appell für die Praxis in einem Satz: Lasst uns den offenen Dialog zwischen den Disziplinen beibehalten!

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); MV-2021-008