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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Digitale Interventionen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz bei chronischen Erkrankungen: Zielgruppenorientierung als Teil des Transfers von wissenschaftlich komplexen Informationen und Evidenz in Alltagshandlungen

Meeting Abstract

  • Jonas Lander - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Karin Drixler - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Jonas Hansert - Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme, Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
  • Thomas Schlegel - Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme, Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
  • Eva Maria Bitzer - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Marie-Luise Dierks - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf489

doi: 10.3205/21dkvf489, urn:nbn:de:0183-21dkvf4894

Published: September 27, 2021

© 2021 Lander et al.
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Text

Hintergrund: Auch wenn digitale Gesundheitsanwendungen in Prävention und Versorgung etabliert sind, werden Nutzerbedürfnisse, die Co-Produktion von Gesundheit sowie die Evidenzbasierung vielfach nicht berücksichtigt. Als Teil der Entwicklung einer digitalen Intervention für allergiespezifische Gesundheitskompetenz (GK) bei Erwachsenen wurden begleitend zur Hauptstudie methodische, pädagogische und inhaltliche Aspekte der Zielgruppenorientierung erarbeitet. Dazu wurden über drei Jahre fortlaufend Anforderungen der Zielgruppe erhoben, internationale Evidenz zur Wirksamkeit aufbereitet, und die Intervention geplant, pilotiert und wissenschaftlich evaluiert.

Lösungsvorschläge:

1.
Co-Produktion: Bereits in der Projektplanung können konkrete Schritte und Phasen der gemeinsamen Interventionsentwicklung definiert und dafür nötige Mittel bestimmt werden, um durch anschließende, möglichst regelmäßige Zusammenarbeit die Intervention eng an den Bedürfnissen der Zielgruppe auszurichten.
2.
Qualitätskriterien: Das Spektrum (inter-)national verfügbarer Qualitätskriterien für digitale Gesundheitsinformationen sollte frühzeitig in die Planung integriert werden, da sich leicht zusätzliche Herausforderungen ergeben können, etwa die Berücksichtigung wissenschaftlicher Evidenz in Handlungsanleitungen.
3.
Format: Zu Planungsbeginn sollen wesentliche Bedürfnisse der Zielgruppe empirisch erhoben werden, um (tatsächliche) methodische und inhaltliche Schwerpunkte zu ermitteln.
4.
Zielgruppe: Es erscheint wichtig, frühzeitig realistische Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Studienteilnehmenden zu bestimmen, da v.a. die digitale Ansprache erschwert sein kann bzw. unklar, ist, welche Möglichkeiten zielführend sind, sowie
5.
Incentives: die Motivation zur Teilnahme durch nützliche, nicht per se finanzielle Anreize zu erhöhen, etwa eine Gesamt-Spende an ein für die Zielgruppe relevantes soziales Projekt.
6.
Interaktion: Entsprechend der Zielgruppe – hier: chronisch Erkrankte, die von eigenständigem Handeln profitieren – sollen die methodischen Elemente angepasst werden, etwa interaktive Übungen zum selbstständigen, situationsspezifischen Handeln (z.B. „Was kann ich selbst tun, um Allergieauslöser zu meiden?“).
7.
Anbieter: Ein multizentrisches Vorhaben mit Partner*innen etwa aus Medizin, Public Health und Informatik ermöglicht eine umfassend(er)e Perspektive auf die Entwicklung und kann somit die ‚User Experience‘ verbessern.
8.
Evidenz: Erkenntnisse zu Handlungsoptionen („Was gibt es?“) können durch Aussagen zur Wirksamkeit („Was bringt es?“) ergänzt werden, um damit den Nutzen und Schaden der oft vielfältigen Optionen transparent zu machen.

Diskussion: Wie analoge Interventionen zur Steigerung der GK profitieren auch die digitalen von einer systematischen Entwicklung. Dabei lässt sich ihr Mehrwert steigern, wenn Nutzer-, Qualitäts-, und Evidenzanforderungen auf allen Ebenen der Planung und Durchführung berücksichtigt werden. Inwieweit die Prinzipien für Interventionen für andere (chronische) Krankheitsbilder übertragbar sind, sollte Gegenstand der Forschung sein.