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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

„Selbst aktiv bei Allergie“ – ein webbasiertes Programm zur Förderung der allergiespezifischen Gesundheitskompetenz: Konzeptualisierung und erste Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • Karin Drixler - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Lisa Lyssenko - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Jonas Lander - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Jonas Hansert - Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme, Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
  • Thomas Schlegel - Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme, Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland
  • Marie-Luise Dierks - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Eva Maria Bitzer - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf485

doi: 10.3205/21dkvf485, urn:nbn:de:0183-21dkvf4859

Published: September 27, 2021

© 2021 Drixler et al.
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Text

Hintergrund: Menschen mit leichten bis mittelschwere Allergien des atopischen Formenkreises (wie Heuschnupfen, allergisches Asthma, Neurodermitis) stehen eine Reihe wirksamer, rezeptfreier Therapien zur Verfügung, trotzdem sind sie häufig nicht ausreichend therapiert, vielfach ohne ärztliche Behandlung und perspektivisch von einer Verschlimmerung in Richtung Asthma bronchiale (Etagenwechsel) betroffen. Vor dieser Ausgangslage haben wir die webbasierte Intervention „Selbst aktiv bei Allergie“ entwickelt und in einer Machbarkeitsstudie evaluiert.

Fragestellung: Welche Zielgruppe erreicht eine didaktisch fundierte und webbasierte Intervention und erhöht sie die allergiespezifische Gesundheitskompetenz?

Methode: Die Intervention umfasst vier interaktive Lernmodule, die über einen Zeitraum von 12 Wochen in individuellem Tempo bearbeitet werden können (Allergenkarenz; Medikamente, Ursachen behandeln, alternative Behandlungsmethoden). Alle Module beinhalten Selbstmanagementelemente (z.B. Symptom-Tagebuches, Handlungspläne). Die Kontrollintervention enthielt die gleichen Inhalte als textbasiertes Informationsangebot. Die Wirksamkeit war Gegenstand einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie mit 4 Messzeitpunkten T0-T3 (0, 1, 3 6 Monate nach Beginn) zwischen 4/2020 bis 12/2020; Studienregistrierung: DRKS00021253). Die Rekrutierung erfolgte vorwiegend über Social-Media-Kanäle von in der Allergieinformation aktiven Akteuren. Primäres Zielkriterium: allergiespezifische Gesundheitskompetenz (aGK), sekundäre Zielkriterien: Allergiekontrolle (AKT), Selbstwirksamkeit und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Wir untersuchten Prädiktoren der T3-Teilnahme (log. Regression), Veränderungen der Zielkriterien im zeitlichen Verlauf (Varianzanalyse mit Messwiederholung) und Nutzungszeiten.

Ergebnisse: Zu T0 haben sich n= 403 Erwachsene (IG: n=219, KG: n=184) an der Studie beteiligt, von 33% liegen Ergebnisse zu T3 vor (IG: 64 KG: 59, mittleres Alter und Anteil Frauen IG vs KG: 41,4 vs. 41,5 Jahre, 42% vs. 48%). Indikatoren höherer allergiespezifischer Belastungen und eine niedrigere aGK sind Prädiktoren der Teilnahme zu T3, keinen Einfluss hat die Zugehörigkeit zu IG/KG. Von T0 bis T3 nehmen aGK, Selbstwirksamkeit und AKT statistisch signifikant zu, ohne dass Unterschiede zwischen IG und KG zutage treten. Lediglich 14% (n=29) der IG (und 9%, n=15 in der KG) befassten sich mindestens eine Minute mit dem jeweiligen Angebot, die mittlere Nutzungszeit betrug 15 min in der IG (KG: 10 min).

Diskussion: Mit dem gewählten Vorgehen haben wir die angestrebte Zielgruppe erreicht und die Machbarkeit einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie zur Wirksamkeit eines de novo entwickelten webbasierten Interventionsangebotes gezeigt. Gründe für die sehr geringe Nutzung des Angebots sind vermutlich die fehlende Einbindung in ein institutionelles Angebot, fehlende persönliche Ansprache/Beratung sowie die SARS-CoV-2 Pandemie.