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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Arbeitsbezogene Gesundheitskompetenz – ein Scoping Review zur Klärung des Konzepts

Meeting Abstract

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  • Anna Ehmann - Universitätsklinikum Tübingen Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen, Deutschland
  • Eylem Ög - Universitätsklinikum Tübingen Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen, Deutschland
  • Monika Rieger - Universitätsklinikum Tübingen Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen, Deutschland
  • Achim Siegel - Universitätsklinikum Tübingen Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf484

doi: 10.3205/21dkvf484, urn:nbn:de:0183-21dkvf4848

Published: September 27, 2021

© 2021 Ehmann et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und neuer, veränderter Arbeitsbedingungen und Arbeitswelten gewinnt das Konzept „arbeitsbezogene Gesundheitskompetenz“ an Bedeutung. Die Gesundheitskompetenz von Mitarbeitenden und Führungskräften wird als eine wichtige Ressource gesehen, die hilft, arbeitsbedingte Belastungen zu bewältigen oder arbeitsbedingte gesundheitliche Risiken oder Beeinträchtigungen zu vermeiden oder zu verringern.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Scoping Review ist die Darstellung des aktuellen Forschungsstands zu Gesundheitskompetenz im Kontext der Erwerbsarbeit. Im Folgenden beantworten wir die Teilfragestellung, wie arbeitsbezogene Gesundheitskompetenz definiert bzw. konzeptualisiert wird.

Methode: Der Scoping Review wurde nach der Methodik des Joanna Briggs Institute durchgeführt. Die Suchstrategie orientierte sich am PCC-Schema (Population, Concept, Context). Recherchiert wurde zeitlich unbegrenzt in deutscher und englischer Sprache in PubMed, CINAHL, PsycInfo und PSYNDEX. Die Datenbank-Recherche wurde um eine Handsuche erweitert. Eingeschlossen wurden Artikel zu Gesundheitskompetenz/Health Literacy (Concept) in der Zielgruppe von Menschen im Erwerbsalter im betrieblichen Setting (Population und Context). Artikel, die keinen unmittelbaren Bezug zum Erhalt der Arbeits- oder Beschäftigungsfähigkeit hatten, wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse: Von insgesamt 4.345 Treffern trugen 13 Artikel zur Konzeptualisierung bei. Vier dieser Artikel definieren Gesundheitskompetenz im Arbeitskontext explizit. Hauptsächlich wird Gesundheitskompetenz als individuelle Ressource von Beschäftigten konzipiert, die sich auf die aktuelle Arbeitssituation, teils auch auf die allgemeine Beschäftigungsfähigkeit bezieht. Andere Ansätze konzipieren ganze Organisationen wie z.B. Betriebe als Träger des Begriffs „occupational health literacy“. Bezugsobjekte der Theorie sind Eigenschaften von Individuen, Gegebenheiten der unmittelbaren Arbeitsumgebung und teils auch Aspekte des sozialen Sicherungssystems.

Diskussion: Es gibt mehrere Begrifflichkeiten von Gesundheitskompetenz im Arbeitskontext. Unterschiede bestehen vor allem hinsichtlich des Betrachtungsgegenstandes (Individuum vs. Betrieb) sowie des Zeithorizonts (Fokus nur auf die aktuelle Arbeitssituation vs. auch auf die arbeitsplatzübergreifende Beschäftigungsfähigkeit von Individuen). Messinstrumente sind noch rar.

Praktische Implikationen: Wir empfehlen die Entwicklung eines deutschsprachigen Instruments zur Erfassung arbeitsbezogener Gesundheitskompetenz, welches den Aspekt der Beschäftigungsfähigkeit einschließt.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Angesichts der demografischen Entwicklung und des fortbestehenden Facharbeitskräftemangels wird der Forschungsbedarf zum Thema wachsen.