gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Forschungsbedarf in der psychosomatischen und orthopädischen Rehabilitation aus der Sicht von Betroffenen und in der Versorgung Tätigen

Meeting Abstract

  • Lisa Ann Baumann - Department für Versorgungsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Anja Gieseler - Department für Versorgungsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Aike Hessel - Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen, Koordinationsmanagement Sozialmedizin, Bremen, Deutschland
  • Natalie Schüz - Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen, Koordinationsmanagement Sozialmedizin, Bremen, Deutschland
  • Anna Levke Brütt - Department für Versorgungsforschung, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf482

doi: 10.3205/21dkvf482, urn:nbn:de:0183-21dkvf4827

Published: September 27, 2021

© 2021 Baumann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Um die Reha-Forschung an den Bedürfnissen von Rehabilitand*innen auszurichten, wird zunehmend die Beteiligung von Rehabilitand*innen und Mitarbeitenden aus der rehabilitativen Versorgung an Forschungsprozessen gefordert. Hierdurch können praxisrelevante Problemfelder besser erkannt und bearbeitet werden. Ein erster Schritt ist die Bestimmung zentraler Handlungs- und Forschungsfelder.

Fragestellung und Zielsetzung: Innerhalb des Projektes “ReHaFe“ gehen wir der Frage nach, wo Rehabilitand*innen und Mitarbeitende im Bereich der orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation Forschungsbedarf sehen.

Methode oder Hypothese: Zwischen August und Dezember 2020 wurden 3873 ehemalige Rehabilitand*innen (orthopädische oder psychosomatische Reha in 2019 abgeschlossen) sowie 266 Mitarbeitende der DRV Oldenburg-Bremen (DRV OL-HB) (235 Mitarbeitende aus zwei orthopädischen und einer psychosomatischen Rehabilitationseinrichtung und 31 Mitarbeitende der Verwaltung der DRV OL-HB) zur Studienteilnahme eingeladen. Mittels einer schriftlichen Befragung wurden die aus der Sicht der Studienteilnehmenden relevanten Forschungsfelder durch offene Texteingabe gesammelt. Zudem wurden sozidemographische Daten erhoben. Die Teilnahme war online oder postalisch möglich. Die benannten Themen wurden qualitativ mittels eines induktiv entwickelten Codesystems ausgewertet und zusammengefasst.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 5,6% (n=217) für Rehabilitand*innen und bei 16,9% (n=45) für die Mitarbeitenden. Die befragten Rehabilitand*innen sind häufiger männlich (52%). Der Großteil ist zwischen 50 und 59 Jahre alt (53%) und besitzt einen Haupt- oder Realschulabschluss (29% und 41%). Die Mitarbeitenden der Kliniken und der DRV intern sind häufiger weiblich (75% und 54%) und älter als 44 Jahre (59% und 62%).

In folgenden Bereichen besteht aus Sicht der Studienteilnehmenden Forschungsbedarf: Entwicklung und Umsetzung individualisierter und ganzheitlicher Reha-Konzepte, konsequentere Evaluation der Reha (bspw. von Maßnahmen, Strukturen, Behandlungserfolg), Erweiterung des Angebotes und Verbesserung der Therapien und Maßnahmen in der Reha, Bewertung und Verbesserungsmöglichkeiten der strukturellen Organisation des Reha-Systems, Verbesserung der Nachhaltigkeit einer Reha und Entwicklung von Umgangsstrategien mit Covid-19.

Diskussion: Die Ergebnisse geben Auskunft darüber, wo Betroffene und in der Versorgung Tätige Forschungsbedarf in der rehabilitativen Versorgung sehen. Aus den Forschungsfeldern werden im nächsten Schritt Forschungsfragen formuliert. Für die einzelnen Fragestellungen wird eine Evidenzrecherche durchgeführt, um zu identifizieren, welche Fragen bisher unbearbeitet geblieben sind. Anschließend werden die Fragen gemeinsam mit den Studienteilnehmenden priorisiert.

Praktische Implikationen: Die priorisierten Forschungsfragen sollten in patient*innen- und praxisorientierten Forschungsprojekten aufgegriffen werden.

Appell für die Praxis: Durch die Wahl partizipativer Forschungsansätze kann die Patient*innenorientierung in der Forschung sowie im Versorgungsalltag gestärkt werden.