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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Studienende – was nun? Beobachtungsstudie zur Nutzung eines Online-Coaches zur Verringerung depressiver Symptome unter Real-World-Bedingungen in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

  • Margrit Löbner - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Janine Stein - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Melanie Luppa - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf474

doi: 10.3205/21dkvf474, urn:nbn:de:0183-21dkvf4740

Published: September 27, 2021

© 2021 Löbner et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Unbegleitete und kostenlose Online-Coaches können aus der Public-Health-Perspektive eine praktikable Behandlungs- und Selbsthilfeoption für Depressionen sein. Bisher gibt es keine Daten, die darüber Auskunft geben, wie Online-Coaches zur Verringerung einer depressiven Symptomatik auch noch nach Studienende durch Behandlerinnen und Behandler im Rahmen der Patientenbehandlung genutzt werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Die vorliegende Studie zielt auf eine verbesserte Implementierung von Online-Coaches für Depressionen in der Primärversorgung ab. Folgende Forschungsfragen werden untersucht:

1.
Wie hoch ist die Nutzungsrate eines Online-Coaches unter Real-World-Bedingungen mehr als 2 Jahre nach Beendigung der Studie durch Hausärztinnen und Hausärzte?
2.
Wie bewerten die Behandler den realen Nutzen des Online-Coaches?
3.
Welche zukünftigen Implementierungsmaßnahmen werden benötigt, um Barrieren aus Sicht der Hausärztinnen und Hausärzte zu überwinden?

Methode: Die vorliegende Studie stellt Daten aus einer subsequenten Hausarztbefragung, mehr als 2 Jahre im Anschluss an eine cluster-randomisierte Studie vor, die die Wirksamkeit eines Online-Coaches bei Patientinnen und Patienten mit leichter bis mittelschwerer Depression untersuchte. Insgesamt nahmen N=68 Hausärzte (Interventionsgruppen-Hausärzte (IG)=38, Kontrollgruppen-Hausärzte (KG)=30) an der Befragung teil (Rücklaufquote 62,4%). 66,2% der Befragten waren weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 51,6 Jahre (SD=9,4). Die Daten wurden mittels postalischer Befragung erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt gaben 48,5% der Hausärztinnen und Hausärzte an, den Online-Coach auch unter Real-World-Bedingungen über die Studie hinaus zu nutzen. Es konnte eine Vielzahl von Vorteilen aus Behandlerperspektive identifiziert werden, wie z.B. einfache Integration, Nützlichkeit und die Stärkung der Patientenaktivierung bei der Krankheitsbewältigung.

Diskussion: Hausärztinnen und Hausärzte besitzen eine wichtige Rolle bei Behandlung von Depressionen. Die aktive Empfehlung von Online-Coaches durch die Behandler kann einen wichtigen Einfluss auf die Nutzungsadhärenz und aufgrund enger Dosis-Wirkungs-Beziehungen sogar auf die Wirksamkeit der Intervention haben.

Praktische Implikationen: Zukünftige Implementierungsmaßnahmen sollte ansprechende Informationsmaterialien und den Einsatz von Erklärvideos beinhalten. Workshops, Konferenzen und Fachzeitschriften wurden als geeignete Verbreitungswege identifiziert. Social-Media-Kanäle waren hingegen weniger ansprechend für die Behandlergruppe.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Es sollten Maßnahmen ergriffen werden, die es Behandlern erleichtert, eine Intervention nach der Erprobung zu nutzen und in den Praxisalltag zu integrieren.