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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Herausforderungen in der aktuellen Pflegeheimversorgung und wie sie durch die Implementierung von Telemedizin reduziert werden können – eine explorative Prä-Post-Studie

Meeting Abstract

  • Susann May - Medizinische Hochschule Brandenburg – Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Neuruppin, Deutschland
  • Felix Muehlensiepen - Medizinische Hochschule Brandenburg – Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Neuruppin, Deutschland
  • Georgia Fehler - Medizinische Hochschule Brandenburg – Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Neuruppin, Deutschland
  • Kai Jonas - bbw Hochschule, Berlin, Deutschland
  • Luisa Manthey - bbw Hochschule, Berlin, Deutschland
  • Thomas Zahn - bbw Hochschule, Berlin, Deutschland
  • Martin Heinze - Medizinische Hochschule Brandenburg – Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Neuruppin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf473

doi: 10.3205/21dkvf473, urn:nbn:de:0183-21dkvf4738

Published: September 27, 2021

© 2021 May et al.
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Hintergrund und Stand (inter-)nationaler Forschung: Die telemedizinische Versorgung von Pflegeheimbewohner:innen, insbesondere in ländlichen Regionen, ist bisher auf wenige Leuchtturmprojekte beschränkt und wird selten im Rahmen der Regelversorgung umgesetzt. Die Implementierung von Videosprechstunden ist aktuell unzureichend untersucht, wobei Erfahrungen und Kenntnisse zu Mehrwert und Nutzen der Implementierung von Videosprechstunden in bereits bestehende Strukturen fehlen.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie erfolgt die aktuelle Versorgung von Pflegeheimbewohner:innen und mit welchen Herausforderungen sind die Akteur:innen konfrontiert? Wie können Videosprechstunden aktuelle Probleme im Versorgungsalltag reduzieren? Welchen Einfluss haben Videosprechstunden auf den Versorgungsprozess?

Methode oder Hypothese: Es wurden 21 leitfadengestützte Interviews (vor der Implementierung n=13; nach der Implementierung n=8) mit insgesamt 13 Teilnehmenden (Ärzt:innen, Pflegende und Medizinische Fachangestellte) durchgeführt. Die qualitativen Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Herausforderungen, die von den Akteur:innen vor der Implementierung beschrieben wurden, lagen in organisatorischen und administrativen Mehraufwänden, Unterbrechungen im Versorgungsalltag oder verzögerten Behandlungen sowie einem Verlust von patientenrelevanten Informationen aufgrund der Prozessdiversität. Nach der Implementierung von Videosprechstunden erfolgte die Kommunikation mit Einführung von entsprechenden Zeitfenstern für Videosprechstunden direkter und schneller. Informationen gingen seltener verloren, Mehraufwände wurden reduziert und die Medikations- sowie Heil- und Hilfsmittelversorgung erfolgte schneller.

Diskussion: Telemedizin kann die persönliche Visite nicht ersetzen, bietet aber eine alternative Form der Leistungserbringung, wenn sie in bestehende Strukturen integriert wird. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einsatz von Videosprechstunden im Pflegeheim die Belastungen und Mehraufwände von Pflegenden und Ärzt:innen reduzieren, sowie die Effizienz und Produktivität in der Versorgung von Pflegeheimbewohner:innen erhöhen kann.

Praktische Implikationen: Um die Implementierung und Akzeptanz von Videosprechstunden in Pflegeheimen zu fördern, ist eine Sensibilisierung für die Vorteile von telemedizinischen Interventionen sowie eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik erforderlich.

Appell für die Praxis: Videosprechstunden können Hausbesuche in Pflegeheimen ergänzen, insbesondere um dem Fachärztemangel in ländlichen Regionen zu begegnen.