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Vereinfachter Zugang zu dermatologischer Expertise mit Videokonsilen am Beispiel der Versorgung deutscher Justizvollzugsanstalten
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Vorteile der telemedizinischen Versorgung sind a) die zeitnahe Nutzung medizinischer Fachexpertise und b) die Überbrückung räumlicher oder organisatorischer Distanzen. Dieses Potential ist auf inhaftierte PatientInnen in Justizvollzugsanstalten anwendbar.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist die Evaluation der teledermatologischen Versorgung von inhaftierten PatientInnen in Justizvollzugsanstalten.
Methode oder Hypothese: Im Jahr 2019 wurde in Kooperation des IVDP/UKE Hamburg und der Videoclinic für dermatologische Fragestellungen eine teledermatologische Versorgung etabliert, bei der die behandelnden PrimärärztInnen in der betreffenden Justizvollzugsanstalt ein Konsil anfragt, das im Rahmen einer regelmäßigen wöchentlichen dermatologischen Videoberatung aus dem IVDP angeboten wird. Vorgestellt werden die ersten 107 deskriptiv ausgewerteten Fälle mit Blick auf das Indikationsspektrum und das Beratungsergebnis.
Ergebnisse:Die überwiegende Anzahl der Fälle erfragte eine dermatologische Diagnose, in der Hälfte der Fälle wurde eine korrekte dermatologische Verdachtsdiagnose bereits zuvor gestellt. 28% der Fälle betrafen eine infektiöse Diagnose und 25% waren Ekzeme verschiedener Genese und Ausprägungen. Bei 18% wurde eine Dignitätsbeurteilung bei Hauttumoren angefragt. Der überwiegende Anteil der Fälle bedurfte einer therapeutischen Maßnahme: Die Mehrzahl der Fälle (66%) benötigte lokaltherapeutische Maßnahmen, in 25% der Fälle wurde zu einer Systemtherapie geraten. Insgesamt konnten 87% aller Fälle vollständig behandelt werden, nur wenige Anfragen bedurften einer weiteren Diagnostik vor abschließender Beurteilung.
Diskussion: Durch eine teledermatologische Versorgung von PatientInnen mit begrenztem Zugang zum Versorgungssystem (JVA) konnte ein vereinfachter Zugang zu einer effizienten, fachmedizinische Versorgung gewährleistet werden. Das Spektrum an dermatologischen Erkrankungen ist dabei groß. Die vorgestellten Fälle zeigen den sinnvollen und ressourcenschonenden Einsatz digitaler Medizin in Patientensituationen mit beschränktem Zugang zu fachgruppenspezifischen Einrichtungen.
Praktische Implikationen: In allen durch die ärztlichen KollegInnen vor Ort gestellten Anfragen konnte eine Arbeitsdiagnose gestellt und eine praktikable Therapie in der Einrichtung empfohlen werden, so dass eine frühzeitige dermatologische Therapie möglich wurde.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Unterstützung von PrimärärztInnen durch DermatologInnen mithilfe von Telemedizin stellt eine zeitnahe und effiziente Versorgung dar.