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Epidemiologie und Versorgungssituation der Psoriasis in Deutschland: Ergebnisse von Routinedaten-Analysen der Techniker Krankenkasse aus den Jahren 2017 bis 2019
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Psoriasis ist eine chronisch-systemische Entzündungskrankheit, die sich primär auf der Haut manifestiert und in jedem Lebensalter vorkommen kann. Die WHO hat Psoriasis bereits im Jahr 2014 als eine von fünf besonders versorgungs-relevanten nicht ansteckenden Erkrankungen erklärt. Sie ist wesentlich durch den hohen Leidensdruck, den chronischen Verlauf und durch die ökonomische Bedeutung begründet. Studien zeigen, dass die Versorgung der Psoriasis in den letzten Jahren mit Blick auf die Versorgungsziele eine erhebliche Verbesserung aufweist, wobei noch wichtige Versorgungslücken verbleiben und Anreize für eine sachgerechte moderne Versorgung zuweilen fehlen.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es, anhand von Routinedaten die aktuelle Epidemiologische- sowie Versorgungssituation von Patienten mit Psoriasis in Deutschland zu beschreiben.
Methode: Untersucht wurden Daten der Techniker Krankenkasse für den Beobachtungszeitraum 2017 bis 2019. Analysiert wurden die Behandlungsprävalenzen, das Aufkommen an Komorbidität, der Einsatz von Arzneimitteln, die ambulante Versorgung sowie deren Differenzierung nach Arztgruppen und Regionen.
Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz der Psoriasis lag im Jahr 2019 bei 2,5% (2 Mio. und etwa jeder sechste leidet zusätzlich unter einer Psoriasis-Arthritis). Die Prävalenz steigt mit zunehmenden Alter. Psoriasis zeigt eine große Breite an Komorbidität, die weit über die bereits beschriebenen assoziierten Erkrankungen wie kardiovaskuläre Leiden, Adipositas und Diabetes hinausgeht. Die Versorgung wird sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern mehrheitlich durch Dermatologen erbracht, gefolgt von Hausärzten und bei Kindern auch Kinderärzten. In der Arzneimittelversorgung der Psoriasis werden vielfach leitliniengerechte Arzneimittel eingesetzt. Regional zeigten sich jedoch einige große Variationen. In einigen Regionen konnte ein hoher Anteil topischer Steroide der Klasse I und systemischer Glukokortikosteroide, die besonders häufig durch Hausärzte, Internisten und Kinderärzte verordnet wurden, beobachtet werden. Mit fast 27% der Versicherten mit Psoriasis ist der Anteil an Personen, die eine Psychotherapie erhalten, um circa 45% höher als bei nicht von Psoriasis Betroffenen (19,6%).
Diskussion: Die Psoriasis ist eine der häufigsten chronischen Entzündungskrankheit. Insgesamt kann für die Arzneimittelversorgung der Psoriasis in Deutschland konstatiert werden, dass für diese ein sehr hohes Aufkommen an zugelassenen Arzneimitteln zur Verfügung steht, welches auch überwiegend genutzt wird.
Praktische Implikationen: Die Qualität der Versorgung bessert sich kontinuierlich, bedarf aber Verbesserungen hinsichtlich der regionalen Disparitäten wie auch bei den nichtdermatologischen Disziplinen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung): Für die Versorgung der Psoriasis sollte neben der Arzneimitteltherapie die psychosozialen Maßnahmen und Edukation, Rehaverfahren sowie Life-style-Veränderungen einen individuellen Platz mit dem Ziel eines „people-centered health care“, wie sie von der WHO nachdrücklich propagiert wird, finden.