gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Evaluation eines Gesundheitsprogramms zur Krankheitsfrüherkennung bei Kindern und Jugendlichen: Determinanten der Teilnahme, Zufriedenheit, Barrieren und Verbesserungspotentiale

Meeting Abstract

  • Kathrin Krüger - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Anne-Marie Lapstich - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Sebastian Liersch - AOK Nordost – Die Gesundheitskasse, Versorgungsmanagement, Deutschland
  • Christian Krauth - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf463

doi: 10.3205/21dkvf463, urn:nbn:de:0183-21dkvf4638

Published: September 27, 2021

© 2021 Krüger et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Früherkennungsuntersuchungen sind besonders im Kindes- und Jugendalter wichtig. Der von der AOK Nordost 2007 entwickelte Vertrag zur pädiatriezentrierten integrierten Versorgung – AOK-Junior – hat das Ziel, die Regelversorgung durch altersspezifische Vorsorgemodule für 0–18-Jährige zu komplettieren. Die vorgestellten Ergebnisse, stellen die Determinanten der Teilnahme dar und bewerten AOK-Junior aus Perspektive der Teilnehmenden.

Methode: Basierend auf einer Literaturrecherche sowie qualitativen Telefoninterviews wurde ein Fragebogen entwickelt und in vier Sprachen online implementiert. Im Juni/Juli 2020 wurden je 5.400 an AOK-Junior teilnehmende (Interventionsgruppe; IG) und nicht-teilnehmende Familien (Kontrollgruppe; KG) zu der querschnittlichen Onlinebefragung eingeladen (bereinigte Bruttostichprobe: 10.011; Response: 1.489, 15%).

Ergebnisse: In die Analyse gingen 1.439 Datensätze ein. Die Kinder und Jugendlichen (KuJ) der IG weisen ein Durchschnittsalter von 8,7 Jahren auf, während die KuJ der KG mit 7,6 Jahren etwas jünger sind. Die Geschlechterverteilung ist in beiden Gruppen ähnlich (IG: 50,5% vs. KG: 50,6% männlich). Als Geburtsland der KuJ geben 93,5% der IG und 89,9% der KG Deutschland an. Unterschiede zeigen sich auch hinsichtlich des Geburtslandes der Eltern, bei 72,4% der IG sind beide Elternteile in Deutschland geboren, wohingegen dieser Wert unter der KG 63,3% beträgt. Zudem zeigen sich bei den Eltern weitere Unterschiede bzgl. des Schulabschlusses, des Berufsabschlusses sowie des Nettohaushaltseinkommens. In der IG wird der allgemeine Gesundheitszustand der KuJ etwas häufiger als „(sehr) gut“ angegeben als in der KG (IG: 93,2% vs. KG: 92,1%). Übergewicht ist häufiger in der KG zu beobachten (IG: 17,6% vs. KG: 20,6%), während in der IG mehr chronisch erkrankte KuJ zu finden sind (IG: 17,0% vs. KG: 12,2%). Bezüglich der Zufriedenheit mit AOK-Junior insgesamt geben 46% der IG an „(sehr) zufrieden“ zu sein, 17% „teils, teils“ und 37% „(sehr) unzufrieden“. Zufriedenheit herrscht vor allem hinsichtlich des Leistungsangebotes und mit den Boni für Modulteilnahme/Zielerreichung, während in Bezug auf Serviceaspekte (u.a. Information, Erinnerung, Aufklärung) häufiger Unzufriedenheit vorliegt. Als Barriere wird der Bekanntheitsgrad des Programms identifiziert, 88% der KG geben an, das Programm nicht zu kennen. Als Verbesserungspotentiale zeigen sich eine ausführlichere Information und Aufklärung, Beratungsangebote in Wohnortnähe sowie Hilfe bei der Suche nach teilnehmenden Ärzt*innen.

Zusammenfassung: Das Programm wird insgesamt von der IG eher mittelmäßig bewertet. Durch ein Aufgreifen der befürworteten Verbesserungsvorschläge könnte die Zufriedenheit jedoch erhöht werden. Unter Nicht-Teilnehmenden könnte durch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades die Partizipation an AOK-Junior gefördert werden. Es zeigt sich zudem, dass verschiedene Determinanten einen Einfluss auf die Teilnahme an AOK-Junior haben. Durch eine Verknüpfung mit den Routinedaten und ein Aufgreifen weiterer potentieller Einflussfaktoren sollen im Rahmen multivariater Analysen die Zusammenhänge weiter untersucht und Zielgruppen mit besonderen Bedarfen identifiziert werden.