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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Können sektorenübergreifende Fallbesprechungen Arbeitsunfähigkeitszeiten von Personen mit gesundheitlichem Erwerbsminderungsrisiko verringern? Studienprotokoll der randomisierten, kontrollierten Studie rehapro-SERVE

Meeting Abstract

  • Hannah Seipp - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Veronika van der Wardt - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Ulf Seifart - Deutsche Rentenversicherung Hessen, Marburg, Deutschland
  • Andreas Heitz - Deutsche Rentenversicherung Hessen, Marburg, Deutschland
  • Sören Rolfs - Deutsche Rentenversicherung Hessen, Marburg, Deutschland
  • Catharina Maulbecker-Armstrong - Technische Hochschule Mittelhessen, Fachbereich Gesundheit, Gießen, Deutschland
  • Annika Schneider - Technische Hochschule Mittelhessen, Fachbereich Gesundheit, Gießen, Deutschland
  • Rebecca Kraicker - Technische Hochschule Mittelhessen, Fachbereich Gesundheit, Gießen, Deutschland
  • Annette Becker - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf453

doi: 10.3205/21dkvf453, urn:nbn:de:0183-21dkvf4538

Published: September 27, 2021

© 2021 Seipp et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine Erwerbsminderung aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen hat sowohl für die betreffende Person als auch gesamtgesellschaftliche Folgen. Um das Risiko einer Erwerbsunfähigkeit zu verringern, stehen in Deutschland Leistungen verschiedener Sektoren zur Verfügung. Zur Verordnung individuell passender Leistungen kann der sektorenübergreifende Austausch der beteiligten Akteure wie Hausärzte/Hausärztinnen, Rentenversicherung sowie Jobcentern und Arbeitsämtern sinnvoll sein. Diese Studie wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (Förderkennzeichen: 661R0053K1).

Fragestellung und Zielsetzung: Primärer Endpunkt der Untersuchung ist die Senkung der kumulierten Arbeitsunfähigkeitszeiten eines Jahres (< 34 Tage) der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Sekundäre Endpunkte sind u.a. eine Erhöhung der Arbeitsfähigkeit, die Verkürzung der Rückkehrzeit an den Arbeitsplatz, Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, eine qualitative Bewertung der virtuellen Fallbesprechung und daraus resultierenden Maßnahmen sowie eine Evaluation der Interventionsdurchführung und Mechanismen der Wirksamkeit.

Methode: In der zweiarmigen randomisierten, kontrollieren Studie werden die Patienten/Patientinnen (n=342) der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt. In einer Machbarkeitsstudie werden zuvor die Studienabläufe mit 8 Hausärzte/Hausärztinnen und 16 Patienten/Patientinnen mit einer qualitativen Begleitstudie erprobt. In der Hauptstudie werden 342 Patienten/Patientinnen aus 57 Hausarztpraxen teilnehmen.

In einem virtuellen Sozialmedizinischen Kolloquium (SMK) besprechen Sozialmediziner der Rentenversicherung, Hausärztinnen und Hausärzten, sowie Mitarbeitenden von Jobcentern und Arbeitsagenturen die Fälle der Interventionsgruppe und empfehlen individuell abgestimmte Leistungen, die den Patientinnen und Patienten angeboten werden. Personen in der Kontrollgruppe erhalten therapy-as-usual.

Die Rekrutierung erfolgt über Hausarztpraxen. Eingeschlossen werden Patientinnen und Patienten, die 40 bis 60 Jahre alt sind, in den letzten 6 Monaten mindestens vier Wochen ununterbrochen arbeitsunfähig aufgrund einer muskuloskelettalen, onkologischen oder psychologischen Erkrankungen waren und ein hohes Risiko für eine dauerhafte Erwerbsminderung aufweisen (Work Ability Index ≤36). Ausschlusskriterien sind ein laufender Rehabilitationsantrag, Bezug von Alters- oder Erwerbsminderungsrente, dauerhaftes Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, Beamtenstatus, private Krankenversicherung, gewöhnlicher Aufenthalt im Ausland, unzureichende Deutschkenntnisse und akute Erkrankungen, welche die Teilnahme verhindern.

Zu mehreren Zeitpunkten (Baseline, nach 6 und 18 Monaten) werden Patientinnen und Patienten mittels Fragebögen zu ihrer Demografie, Arbeitsunfähigkeitsdauer, Arbeitsfähigkeit, gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie Angst und Depressivität befragt. In Interviews mit Patientinnen, Patienten, Hausärztinnen und Hausärzte und am SMK beteiligten Personen werden die subjektiven Wirksamkeitsmechanismen untersucht.