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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Der Einfluss des psychischen Wohlbefindens auf den Disability Score im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsförderungsprogramms für Mitarbeitende mit ersten Anzeichen von Muskel-Skelett-Erkrankungen

Meeting Abstract

  • Lara Lindert - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Lara Schlomann - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Kyung-Eun (Anna) Choi - Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Rüdersdorf, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf451

doi: 10.3205/21dkvf451, urn:nbn:de:0183-21dkvf4515

Published: September 27, 2021

© 2021 Lindert et al.
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Text

Hintergrund: Die zwei häufigsten Gründe für Fehltage am Arbeitsplatz stellen Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) und psychische Störungen dar. MSE stehen in Zusammenhang mit psychischen Störungen und subjektivem Wohlbefinden. Sowohl physische als auch psychologische Behandlungen beeinflussen jeweils sowohl physische wie psychische Outcomes. Psychische Behandlungen bewirken eine verbesserte Return-to-Work Rate hinsichtlich psychischer Störungen und MSE. Zudem kann ein aktuell positives Wohlbefinden ein Prädikator für ein geringeres Schmerzempfinden in der Zukunft sein, unabhängig davon, ob die Probanden bereits von chronischen Schmerzen betroffen sind.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss des psychischen Wohlbefindens auf den Disability Score von Mitarbeitenden mit ersten Beschwerden im Muskel-Skelett-Apparat zu untersuchen, die im Rahmen der Innovationsfonds-Studie „BGM-innovativ“ (Förderkennzeichen 01NVF16027) ein gezieltes Training zur Symptomverbesserung absolvierten.

Methode: Um Mitarbeitende mit MSE gezielt zu unterstützen, wurde ein arbeitsplatznahes und trägerübergreifendes Versorgungsmanagement der Betriebskrankenkassen entwickelt und im Rahmen von „BGM-innovativ“ von April 2017 bis März 2021 implementiert und evaluiert. Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden Befragungsdaten aus zwei Erhebungszeitpunkten (t0 vor, t1 nach Intervention) von Mitarbeitenden mit ersten MSE-Beschwerden herangezogen, die im Rahmen eines Fallmanagements ein gezieltes Training inkl. EFL-Testungen absolvierten. Mittels (multipler) linearer Regressionsanalysen wurde eine Mediatoranalyse mit den Kontrollvariablen Alter und Geschlecht durchgeführt. Verwendet wurden Fragebögen mit vollständigen Angaben (n=201) zum Disability Score (Deutscher Schmerzfragenbogen), zum Wohlbefinden (WHO-5) sowie zu Alter und Geschlecht.

Ergebnisse: In der berücksichtigten Stichprobe sind 150 männliche und 51 weibliche Teilnehmende, vorrangig im Alter zwischen 40 und 59 Jahren (74,7%). Zu Interventionsbeginn weisen 118 ein hohes und 83 ein niedriges Wohlbefinden auf, der Disability Score liegt im Mittel bei 40,55 (SD = 22,82). Die Ergebnisse der multiplen linearen Regressionsanalyse zeigen einen signifikanten Einfluss des WHO-5t0 (β= -.155, p=.018) und des Alterst0 (β= .163, p=.008) auf den Disability Scoret1. Zudem hat sich nach Aufnahme des WHO-5t0 und der Kontrollvariablen (M2) der Effekt des Disability Scoret0 auf den Disability Scoret1 (M1) verringert (βM1=.486, pM1=.000; βM2 = .434, pM2=.000).

Diskussion: Der WHO-5t0 sowie das Altert0 mediieren den Zusammenhang des Disability Scorest0 und des Disability Scorest1. Da mit zunehmendem Alter die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von MSE steigt, erklärt sich der Einfluss im vorliegenden Modell. Der Einfluss höherer WHO-5t0-Werte auf niedrigere Disability Scorest1-Werte steht in Einklang mit bisherigen Forschungsergebnissen zur Wechselwirkung von physischer und psychischer Gesundheit.

Praktische Implikationen: Das psychische Wohlbefinden sollte bei der Interventionsplanung berücksichtigt und die präventive Behandlung von MSE mit psychologischen Angeboten unterstützt werden.