gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Erfahrungen mit Rehanachsorgeleistungen für Kinder- und Jugendliche – Ergebnisse einer qualitativen Befragung von niedergelassenen Kinderärzt*innen und Mitarbeiter*innen von Rehakliniken

Meeting Abstract

  • Judith Stumm - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • Sandra Fahrenkrog - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • Laura Klüpfel - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • Nina Ammelburg - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • Karla Spyra - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf450

doi: 10.3205/21dkvf450, urn:nbn:de:0183-21dkvf4509

Published: September 27, 2021

© 2021 Stumm et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die medizinische Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen gewinnt aufgrund steigender Prävalenzen chronischer Erkrankungen an Bedeutung, insbesondere im Bereich von psychischen und atopischen Erkrankungen sowie bei Adipositas.

Durch Inkrafttreten des Flexirentengesetzes wurde die Rehabilitation für Kinder und Jugendliche entscheidend gestärkt. Seitdem haben diese u.a. Anspruch auf Nachsorgeleistungen nach der medizinischen Rehabilitation, wenn diese zur Sicherung des Rehaerfolges erforderlich sind.

Fragestellung und Zielsetzung: Was wissen niedergelassene Kinder- und Jugendärzt*innen und Mitarbeiter*innen von Rehakliniken über die Neuerungen im Flexirentengesetz? Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Rehanachsorgeangeboten gemacht und welche Herausforderungen und Barrieren lassen sich in der Umsetzung erkennen? Ziel ist es, Hinweise auf notwendige Weiterentwicklungen und Handlungsbedarfe zu erhalten.

Methode oder Hypothese: Zwischen Oktober 2020 und März 2021 wurden bundesweit 20 semistrukturierte leitfadengestützte Telefoninterviews mit niedergelassenen Kinder- und Jugendärzt*innen (N=10) und mit Mitarbeiter*innen aus drei ausgewählten Rehabilitationskliniken (N=10) geführt. Die Interviews wurden audiodigital aufgenommen, anonymisiert transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Interviews geben Hinweise darauf, dass wenig Wissen über die Neuerungen im Flexirentengesetz bzgl. der Rehanachsorge auf Seiten der Ärzt*innen und Klinikmitarbeiter*innen vorhanden ist. Den Befragten fehlt es an Informationen zu bestehenden Rehanachsorgeprogrammen in der jeweiligen Region und zur inhaltlichen Ausgestaltung.

Aus den Interviews lässt sich jedoch eine positive Tendenz in Bezug auf die Einstellung zu Rehanachsorgeprogrammen für Kinder und Jugendliche ableiten. Als wichtiger Baustein für die Stärkung und Festigung von Rehaerfolgen im Alltag wird der Einbezug der Eltern in den Umsetzungsprozess der Rehanachsorge gesehen. Kinder und Jugendliche mit Adipositas scheinen von Nachsorgeprogramme besonders zu profitieren.

Diskussion: Trotz eines scheinbar großen Interesses an langfristigen Rehaerfolgen von Kinder und Jugendlichen lässt sich ein eher mangelnder Wissensstand zu Rehanachsorgeprogrammen unter den Akteur*innen der Rehaversorgungslandschaft aus den Interviews herausarbeiten.

Es gilt zu diskutieren, von welchen Faktoren dieser Wissensstand abhängig ist und in welcher Form die Informationen dazu vermittelt werden sollten.

Praktische Implikationen: Eine webbasierte Plattform mit Rehanachsorgeprogrammen je Indikation und Postleitzahl ist eine vorstellbare Option, um diese Programme zu streuen und zu nutzen. Dadurch ist ein niedrigschwelliger Zugang sowohl für Leistungserbringer*innen als auch für Eltern betroffener Kinder und Jugendlichen gewährleistet.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Der Bereich der Kinder- und Jugendlichenrehabilitation gewinnt in Zukunft zunehmend an Bedeutung: Adäquate Wege der Informations- und Wissensübermittlung an involvierte Akteur*innen, aber auch an Familien werden benötigt.