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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

User-centered Design (UCD): Iterative Entwicklung eines tablet-basierten e-coaches zur nachhaltigen Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens für ältere Patienten in Rehabilitationseinrichtungen

Meeting Abstract

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  • Lisa Happe - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland
  • Marie Sgraja - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland
  • Andreas Hein - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland
  • Rebecca Diekmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf440

doi: 10.3205/21dkvf440, urn:nbn:de:0183-21dkvf4409

Published: September 27, 2021

© 2021 Happe et al.
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Hintergrund und Forschungsstand: Für ältere Menschen mit Sarkopenie und Frailty stellen die Verbesserung von Ernährungsstatus und Mobilität wichtige Rehabilitationsziele dar, um negative gesundheitliche Ereignisse zu vermeiden. Die hierfür in der Reha erlernten Verhaltensweisen auch danach aufrecht zu erhalten, gelingt oft nicht. Technische Unterstützungssysteme wie Gesundheits-Apps könnten helfen, Änderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhaltens positiv zu beeinflussen. Bisher wurden vorhandene Apps meist mit gesunden Personen unter 70 Jahren evaluiert, wodurch eine Übertragbarkeit auf geriatrische Reha-Patienten mit geringerer Technikaffinität nicht erwartet werden kann.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es, Einzelelemente für eine App mithilfe des UCD so zu gestalten, zu testen und iterativ zu optimieren, dass diese von geriatrischen Reha-Patienten als gebrauchstauglich empfunden werden.

Methode: Die iterative Testung erfolgte in einem Rehabilitationszentrum mit Patienten ab 65 Jahren. Während der Testung verwendeten die Probanden einmalig einen App-Prototypen mit edukativen und interaktiven Elementen. Sie führten Navigations- und Verständnisaufgaben aus und gaben Feedback zu Gestaltungsaspekten. Hinweise wurden bei Bedarf gegeben und dokumentiert. Zur Identifikation von Schwierigkeiten wurde die „thinking aloud“ Methode genutzt. Nach der Testung wurden die Probanden mit der System Usability Scale (SUS) zu ihrer Einschätzung der Gebrauchstauglichkeit befragt. Pro Testphase wurden mindestens zehn Probanden eingeschlossen, anschließend entsprechend Optimierungen vorgenommen und die Prototypen erneut mit weiteren Probanden evaluiert.

Ergebnisse: Es wurden drei iterative Testphasen (T1-T3) mit insgesamt 49 Probanden (49% weiblich, 77,6 ± 6,1 Jahre) durchgeführt. Nach jeder Phase fanden Optimierungen wie z.B. Hinzunahme erklärender Hinweise auf Themenübersichtsbildschirmen, Verwendung von einheitlichen Diagrammtypen und Reduktion weiterer Inhalte auf Feedbackbildschirmen statt. Die SUS stieg von 70,9 ± 16,5% (Median 67,6%) bei T1 auf 78,6 ± 11,7% (Median 85,0%) bei T3. Für Navigationsaufgaben wurden weniger Hinweise (T1: 13%; T2: 24%; T3: 18%) als für Verständnisfragen (T1: 27%; T2: 16%; T3: 24%) benötigt. Der Gesamtanteil der Aufgaben, die trotz Hilfe nicht erfolgreich ausgeführt wurden, lag bei 4,2%.

Diskussion: Durch die iterativen Optimierungen konnte eine gute Gebrauchstauglichkeit (SUS 80.-84. Perzentil) erreicht werden. Bei der genannten Zielgruppe sollte eine ausführliche Einweisung in die App erfolgen, um Unsicherheiten abzubauen und Hilfestellung zu bieten. Die Patienten sollten befähigt werden, die App zunehmend selbstständig zu nutzen und somit Zugriff auf Inhalte zu erhalten, die eine langfristige Verhaltensänderung unterstützen können.

Praktische Implikation: Die praktische Anwendbarkeit, Akzeptanz und erste Hinweise auf die Wirksamkeit der App im Versorgungsalltag sollen im nächsten Schritt untersucht werden.

Appell für die Praxis in einem Satz: Um die Gebrauchstauglichkeit technischer Assistenzsysteme für ältere Menschen zu steigern und deren Nutzungsbereitschaft zu erhöhen, sollten sie in die Entwicklung einbezogen werden.