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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Regionale Unterschiede der Versorgungssituation von Patient*innen mit Parkinson in Sachsen – eine sekundärdatenbasierte Analyse der Inanspruchnahme im Beobachtungszeitraum 2011–2019

Meeting Abstract

  • Patrick Timpel - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Falko Tesch - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Gabriele Müller - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Caroline Lang - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland
  • Björn Falkenburger - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Dresden, Deutschland
  • Martin Wolz - Elblandklinikum Meißen, Klinik für Neurologie und Geriatrie, Meißen, Deutschland
  • Peter Themann - Klinik am Tharandter Wald, Fachbereich Neurologie/Parkinson, Halsbrücke, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf435

doi: 10.3205/21dkvf435, urn:nbn:de:0183-21dkvf4355

Published: September 27, 2021

© 2021 Timpel et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Behandlung von Patienten mit Parkinson erfordert eine rechtzeitige, adäquate und altersgerechte Versorgung, die medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsformen einschließt [1]. Der prognostizierte Anstieg der Parkinsonpatienten bis 2040 [2] erfordert eine regionale Analyse der Versorgungssituation, um zukünftige Versorgungsbedarfe abzuschätzen.

Fragestellung und Zielsetzung: Inwieweit unterscheidet sich die Inanspruchnahme der medizinischen Leistungserbringung im Vergleich von städtisch und ländlich geprägten Gebieten über die Zeit sowie im Vergleich zweier Regionen (Interventions-/Kontrollregion) vor Durchführung einer prospektiven, kontrollierten Kohortenstudie zur Evaluation eines intersektoralen, pfadbasierten und plattformunterstützten Versorgungskonzeptes?

Methode oder Hypothese: Datenbasis der retrolektiven Kohortenanalyse bildeten Routinedaten einer gesetzlichen Krankenversicherung der Jahre 2011 bis 2019. Durch vergleichbare Sekundärdatenanalysen [3-7] und den iterativen Austausch mit klinisch tätigen Konsortialpartnern wurden Aufgreifkriterien definiert und mittels Plausibilitätsanalysen überprüft.

Ergebnisse: Insgesamt stieg die Patientenzahl der dynamischen Kohorte von 2011 (n=6.829) bis 2019 (n=8.254) um 20,9% an. Die identifizierten Parkinsonpatienten waren durchschnittlich 78,6 (SD 9,0) Jahre alt, lebten mehrheitlich in ländlich geprägten Gebieten und verfügten zu 54,2% über eine(n) Pflegestufe/-grad.

Hochgerechnet auf 100 Patienten wurden 7,9 Patienten pro Jahr wegen Parkinson im Krankenhaus versorgt. Die Untersuchung von Stadt-Land-Unterschieden ergab, dass Patienten in ländlich geprägten Regionen zu einem geringeren Anteil von Neurologen betreut wurden (Land: 78,4%; Stadt; 84,4%), jedoch häufiger parkinsonspezifische Medikamente vom Hausarzt verordnet bekamen (Land: 33,0%; Stadt 20,4%). Die zwei Vergleichsregionen weisen in der durchgeführten Status-quo-Analyse nach Prüfung demographischer Charakteristika und Inanspruchnahme vor Beginn der prospektiven, kontrollierten Kohortenstudie, keine relevanten Unterschiede auf.

Diskussion: Die über den Beobachtungszeitraum ansteigenden Fallzahlen bestätigen den aus epidemiologischen Studien bekannten Trend der steigenden Prävalenz von Patienten mit Parkinson. Während die zwei untersuchten Regionen grundsätzlich vergleichbar sind, sollten geeignete Versorgungslösungen entwickelt, implementiert und wissenschaftlich begleitet werden, um die Auswirkungen der identifizierten Stadt-Land-Unterschiede zu adressieren.

Praktische Implikationen: Die identifizierten regionalen Unterschiede zwischen städtisch und ländlich geprägten Gebieten zeigen den Bedarf an interdisziplinären, vernetzten und regional adaptierten Versorgungslösungen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Sekundärdatenanalysen der regionalen Versorgungssituation haben das Potential, Versorgungsbedarfe abzuschätzen und Hypothesen zu Kompensationsmechanismen innerhalb des GKV-Systems abzuleiten.