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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Patientenorientiertes Navigationsprogramm – Ergebnisse einer Pilotstudie

Meeting Abstract

  • Kathrin Gödde - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Hella Fügemann - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel, Deutschland
  • Ute Goerling - Charité Comprehensive Cancer Center, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Ulrike Grittner - Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Deutschland
  • Raphael Kohl - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Verena Mauckisch - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Andreas Meisel - Centrum für Schlaganfallforschung Berlin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Thomas Reinhold - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Susanne Schnitzer - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Nina Rieckmann - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Christine Holmberg - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf411

doi: 10.3205/21dkvf411, urn:nbn:de:0183-21dkvf4115

Published: September 27, 2021

© 2021 Gödde et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Patientenlotsen-Modelle werden national und international zur Verbesserung der Versorgungskoordination und Überwindung von Hürden an Versorgungsschnittstellen evaluiert. Hierbei ist die Erreichbarkeit von vulnerablen Patient*innen mit besonderem Bedarf an einer Navigationsunterstützung entscheidend für den Erfolg und Nutzen dieser neuen Versorgungsintervention.

Fragestellung und Zielsetzung: Können Patient*innen mit altersassoziierten Erkrankungen und einem Navigationsbedarf an stationären und spezialambulanten Standorten identifiziert und erreicht werden?

Methode: Es wurde eine Pilotphase zu einer Machbarkeitsstudie im Mixed-Methods Design zwischen September 2019 und März 2020 durchgeführt. Hierzu wurden Patient*innen mit Schlaganfall oder Lungenkrebs an einem spezialambulanten und zwei stationären Standorten eingeschlossen. Patient*innen wurden anhand von Basisparametern mit der Grundgesamtheit verglichen (Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, Tumorstadium bzw. Schweregrad) und anhand von Fragebögen zum Navigationsbedarf befragt.

Ergebnisse: Durch aktive Ansprache in stationären und spezialambulanten Settings konnten 35 Patient*innen mit Lungenkrebs und 21 Patient*innen mit Schlaganfall eingeschlossen werden. Die Studienteilnehmenden waren anhand der Verteilung von Alter, Geschlecht und Vorhandensein von Komorbiditäten mit der Gesamtpopulation im Rekrutierungszeitraum vergleichbar. In der Befragung gaben 75% der Patient*innen an, sich selbst vorstellen zu können eine*n Patienten-Navigator*in in Anspruch zu nehmen. Eine soziale oder sozialrechtliche Beratung, Hilfe bei bürokratischen Problemen sowie die Vermittlung an Unterstützungsangebote sahen Patient*innen beider Indikationen für die Unterstützung durch eine*n Navigator*in als besonders sinnvoll an. Unterstützung in der Versorgungskoordination und -organisation wurde besonders von Patient*innen mit Schlaganfall als sinnvoller Bereich für eine Patientennavigation genannt.

Diskussion: Im Rahmen der durchgeführten Rekrutierungsstrategie konnten Patient*innen mit Bedarf an einer Nutzung einer Patientennavigation erreicht werden. Auf den Ergebnissen aufbauend soll in einer Machbarkeitsstudie die Implementierbarkeit der Navigation im Versorgungssetting detailliert untersucht werden.

Praktische Implikationen: Für die Wirksamkeit einer Patientennavigation im Versorgungssetting ist die Erreichbarkeit der vulnerablen Zielgruppe zentral. Die Pilotphase konnte erste Ergebnisse zur Umsetzbarkeit der geplanten Rekrutierungsstrategie liefern.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Im Rahmen einer aktiven Ansprache im stationären und spezial-ambulanten Setting können Patient*innen mit Navigationsbedarf erreicht werden.