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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Selbstwirksamkeit und Unterstützung durch Fallmanager:innen bei Personen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen: Erkenntnisse aus der Innovationsfonds-Studie „BGM-innovativ“ [Förderkennzeichen 01NVF16027]

Meeting Abstract

  • Lara Schlomann - IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Lara Lindert - IMVR– Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Kyung-Eun (Anna) Choi - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf408

doi: 10.3205/21dkvf408, urn:nbn:de:0183-21dkvf4087

Published: September 27, 2021

© 2021 Schlomann et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Das Konzept der Selbstwirksamkeit (SWK) hat im Gesundheitsbereich eine große Bedeutung. Eine hohe SWK wirkt positiv auf die eigene Kontrollüberzeugung und ist ein Schlüssel zur gesundheitsförderlichen Lebensführung. Eine niedrige SWK kann hingegen dazu führen, dass Personen bestimmte Herausforderungen meiden und sich dadurch Krankheiten manifestieren. Die SKW kann durch Zuspruch von anderen gestärkt werden, indem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gefördert wird. Eine wahrgenommene soziale Unterstützung als psycho-soziale Ressource kann einen positiven Einfluss auf die SWK haben. Als solche könnten Fallmanager:innen wirken, indem sie Patient:innen über Behandlungsoptionen informieren und sie in ihrem Versorgungsprozess unterstützen. Sie können Patient:innen zum Selbstmanagement bestärken und ihre Autonomie fördern. Im Rahmen der BGM-innovativ Studie dienen Fallmanager:innen als persönliche/r Ansprechpartner:innen für die Versicherten und organisieren eine bedarfsgerechte Versorgung.

Fragestellung und Zielsetzung: Hat der Kontakt zum/r Fallmanager:in einen positiven Einfluss auf die Selbstwirksamkeit von Patient:innen?

Methode: Datengrundlage bildet die randomisiert-kontrollierte Studie „BGM-innovativ“. Diese zielt darauf, bei gefährdeten und erkrankten Versicherten mit Einschränkungen im Bewegungsapparat eine arbeitsplatznahe und bedarfsgerechte Versorgung zu initiieren. Für die Berechnung wurden ausschließlich Personen eingeschlossen, die die Fragen zur Selbstwirksamkeitserwartung und zum Kontakt zum/r Fallmanager:in, vollständig beantwortet haben (n=206). Mittels einer linearen Regression wurde der Einfluss des Kontakts zum/r Fallmanager:in auf die SWK der Teilnehmer:innen untersucht. Als Kontrollvariablen dienten, soziodemografische Faktoren und Schmerzintensität. Die Variable zur Erfassung des Kontakts zum/r Fallmanager:in wurde aus Fragen nach dem persönlichen, telefonischen und Email Kontakt mit dem/r Fallmanager:in gewichtet gebildet.

Ergebnisse: Insgesamt gaben 87.5% der Befragten zusätzlichen persönlichen, telefonischen und/oder Email Kontakt zum/r Fallmanager:in nach Einschluss in die Studie an. Davon hatten 72.1% persönlichen Kontakt zum/r Fallmanager:in (M=2.15, SD=2.87), 74.3% telefonischen Kontakt (M=2.02, SD=1.95) und 37.4% hatten per Email Kontakt (M=1.55, SD=5.83).

Im Rahmen der Analyse zeigten der Kontakt zum/r Fallmanager:in (β=.138, p=.042), die Schmerzintensität (β=-.172, p=.019) und das Geschlecht (β=.150, p=.037) einen signifikanten Einfluss auf die Selbstwirksamkeit (R2=.076, F(7,206)=3.417, p=.002).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass sich Personen, die mehr Kontakt zum/r Fallmanager:in hatten, sich selbstwirksamer erleben. Den Fallmanager:innen wird damit eine wichtige Rolle zuteil, wenn es um die Förderung und Stärkung der SWK geht.

Praktische Implikationen: Die Kontaktpflege führt zu einer erhöhten SWK und sollte ermöglicht werden. Zukünftige Untersuchung könnten die Art der Unterstützung durch die Fallmanager:innen oder die Rolle anderer Stakeholder, wie z.B. Betriebsärzt:innen, Mitarbeitende aus Test- und Trainingseinrichtungen, auf die Selbstwirksamkeit fokussieren.