gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Interventionsspezifische Kontextualisierung eines Technikakzeptanzmodells

Meeting Abstract

  • Sara Söling - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland; Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Bergische Universität Wuppertal, Deutschland
  • Ibrahim Demirer - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Bergische Universität Wuppertal, Deutschland
  • Holger Pfaff - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Kira Hower - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Beate Müller - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Ute Karbach - Rehabilitationswissenschaften, Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf398

doi: 10.3205/21dkvf398, urn:nbn:de:0183-21dkvf3982

Published: September 27, 2021

© 2021 Söling et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Studie wurde von einer kontextualisierten Version des Technikakzeptanzmodells (TAM) geleitet. Dieses weit verbreitete Modell wurde in der Versorgungsforschung dafür kritisiert, dass es wenig spezifisch für die Untersuchung des Verhaltens von professionellen Gesundheitsfachkräften sei.

Fragestellung und Zielsetzung: Wir haben die Kritik am TAM aufgegriffen, indem wir ein kontextualisiertes Modell entwickelt haben, welches die interventionsspezifischen Überzeugungen (Intervention-specific beliefs=ISB) von Ärzten untersucht. Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der ISBs auf die Technikakzeptanz und die Implementierungseffektivität (IE) quantitativ zu untersuchen.

Methode oder Hypothese: Diese Studie ist Teil der formativen Evaluation, die begleitend zu einer gestuften, cluster-randomisierten kontrollierten Studie durchgeführt wurde (Innovationsfonds-Projekt AdAM Fkz 01NVF16006). Eine standardisierte postalische Befragung (Rücklaufquote 68,33%) mit Hausärzten der Interventionsgruppe (n=319), die eine digital unterstützte Anwendung für das Polypharmaziemanagement nutzten, wurde durchgeführt. Als Grundlage für die Konzeptualisierung des kontextualisierten TAM diente eine vorbereitende qualitative Studie [1]. Für die Datenanalyse verwendeten wir den „Belief elicitation“-Ansatz [2], um ISBs zu identifizieren, die das Verhalten der Ärzte im Implementierungsprozess beeinflussten. Im Rahmen der standardisierten Befragung wurden die ISBs quantifiziert und Ergebnisse mittels Strukturgleichungsmodellierung analysiert.

Ergebnisse: Die angenommenen strukturellen Zusammenhänge zwischen ISBs und Konstrukten des Technikakzeptanzmodells (1. Nützlichkeit, 2. Nutzerfreundlichkeit, 3. Verhaltensabsicht) und der IE wurden im Strukturgleichungsmodell berechnet. Sowohl die Berechnung des Messmodells als auch der Modellgüte führten zur Bestätigung der angenommenen Zusammenhänge im Strukturgleichungsmodell.

Diskussion: Der „Belief-elicitation-Ansatz“ bringt einen Mehrwert für die Kontextualisierung validierter Modelle, wie dem TAM. Die Rolle der Konstrukte von wahrgenommener Nützlichkeit und Nutzerfreundlichkeit als Mediatoren im Strukturgleichungsmodell sollte in Untersuchungen mit größerer Stichprobengröße vertiefend analysiert werden, wie auch Längsschnittuntersuchungen der Effekte geplant werden.

Praktische Implikationen: Unsere Erkenntnisse können der Akzeptanz von digitalen Anwendungen für Hausärzte zugutekommen, wenn die identifizierten Themen nutzerorientiert in der Entwicklung von Implementierungsstrategien für digitale Anwendungen berücksichtigt werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Implementierungsstrategien für Interventionen mit technischen Elementen sollten explizit eine sozio-technische und nutzerorientierte Perspektive beinhalten. Individuelle Barrieren und Förderfaktoren können so frühzeitig identifiziert und kontextualisiert werden, sowie die Implementierungseffektivität gesteigert werden.

Referenzen auf Anfrage bei der Autorin.