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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Wirkmechanismen von Techniken der Änderung von Gesundheitsverhalten: Ein konzeptionelles Review

Meeting Abstract

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  • Maren M. Michaelsen - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Witten, Deutschland
  • Tobias Esch - Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Witten, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf397

doi: 10.3205/21dkvf397, urn:nbn:de:0183-21dkvf3970

Published: September 27, 2021

© 2021 Michaelsen et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Änderung des Gesundheitsverhaltens gehört zu den ärztlichen Hauptempfehlungen zur Verbesserung der Gesundheit und zur Stärkung der Eigenverantwortung von Patient*innen mit lebensstilbedingten chronischen Krankheiten. Es wurde eine Reihe von Verhaltensänderungstechniken (Behavior Change Techniques – BCTs) entwickelt, um die Initiierung und Aufrechterhaltung von Verhaltensänderungen zu unterstützen. Diese BCTs zeigen oft nur begrenzten Erfolg, wenn sie nicht theoretisch fundiert sind. Frühere Studien haben eine Reihe von Ressourcen (Domänen) identifiziert, die Patient*innen für eine Änderung des Gesundheitsverhaltens benötigen, um die Entwicklung und Implementierung von Interventionen zu fördern. Allerdings ist noch nicht untersucht worden, wie BCTs diese Ressourcen ansprechen, d.h. die Wirkmechanismen von BCTs sind bisher unbekannt.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines theoretischen Rahmens, der die Wirkmechanismen von BCTs clustert und erläutert, um die Entwicklung und Implementierung erfolgreicher Interventionen zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens zu fördern.

Methode oder Hypothese: Arbeitshypothese: Techniken der Verhaltensänderung weisen verschiede Wirkmechanismen auf. Eine systematische Literatursuche in den Fachbereichen Medizin, Neurowissenschaften, Psychologie, Ökonomie wurde der Arbeit vorangestellt, die Ergebnisse wurden in Form eines conceptual review dargestellt.

Ergebnisse: Durch die Integration von Dual-Prozess-Modellen sowie Belohnungs- und Motivationsverfahren, d.h. affektiven, emotionalen oder intuitiven neurobiologischen Aspekten, in den rationalen Rahmen eines eher linearen kognitiven oder aufgabenbezogenen Entscheidungsfortschritts, kategorisieren wir zuvor identifizierte Ressourcen in drei unterschiedliche Gruppen: externe, interne reflektive und interne affektive Ressourcen. Basierend auf diesem Dreiklang klassifizieren wir BCTs entsprechend ihrer funktionalen Mechanismen in facilitating (= Bereitstellung externer Ressourcen), boosting (= Stärkung interner reflektiver Ressourcen) und nudging (= Aktivierung interner affektiver Ressourcen).

Diskussion: Auf Basis der Ergebnisse wird ein vereinfachtes Ressourcenmodell zur Verhaltensänderung (Behavior Change Resource Model – BCRM) vorgestellt, das sich auf die Ressourcen der Patient*innen konzentriert. Das Empowerment-Potenzial der drei Verhaltensänderungs-Mechanismen variiert und wird in der Arbeit diskutiert.

Praktische Implikationen: Das Modell kann angewendet werden, um erfolgreiche Interventionen zur Änderung des Gesundheitsverhaltens zu entwickeln, die die Ressourcenausstattung der Patient*innen verbessern und Empowerment fördern.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Zukünftige Verhaltensinterventionen sollten auf Basis bekannter Wirkmechanismen entwickelt werden, um die Bedürfnisse und Erwartungen von Patient*innen zu erfüllen.