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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Wünschenswerte Charakteristika ambulanter Versorgung aus der Sicht über 80-Jähriger: Metasummary und systematische Bewertung mit GRADE-CERQual

Meeting Abstract

  • Angélique Herrler - NRW Forschungskolleg GROW – Gerontological Research on Well-Being, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Helena Kukla - NRW Forschungskolleg GROW – Gerontological Research on Well-Being, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Vera Vennedey - Institut für Gesundheitsökonomie u. Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Stephanie Stock - Institut für Gesundheitsökonomie u. Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf389

doi: 10.3205/21dkvf389, urn:nbn:de:0183-21dkvf3895

Published: September 27, 2021

© 2021 Herrler et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Zahlreiche Modelle und Interventionen zur Gestaltung ambulanter Versorgung für ältere Personen basieren auf ähnlichen Elementen, bspw. interprofessionelle Zusammenarbeit, das Management chronischer Erkrankungen oder geriatrische Assessments. Diese basieren mehrheitlich auf der Perspektive professioneller Versorger. Zur Gestaltung patientenzentrierter Versorgung für über 80-Jährige fehlt ein systematischer Überblick über von ihnen selbst formulierte gewünschte Versorgungscharakteristika.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche spezifischen Präferenzen und Wünsche haben über 80-Jährige in der ambulanten Versorgung? Das Ziel war eine systematische Zusammenfassung von Versorgungscharakteristika aus der Perspektive der Zielgruppe sowie die Bewertung der Evidenz der Reviewergebnisse.

Methode oder Hypothese: Basierend auf einem vorangegangenen systematischen Review wurden die Ergebnisse qualitativer Studien zur Perspektive über 80-Jähriger auf die ambulante Versorgung zunächst mit der Metasummary-Methode nach Sandelowski und Barroso analysiert. Die Ergebnisse der Studien wurden kategorisiert und anschließend zu spezifischen wünschenswerten Versorgungscharakteristika kondensiert. Die Reviewergebnisse wurden einer detaillierten Bewertung mit dem Tool GRADE-CERQual unterzogen. Dabei untersuchten zwei unabhängige Reviewer die einzelnen Reviewergebnisse in den Kategorien methodische Limitationen (der zugrunde liegenden Studien), Kohärenz und Angemessenheit (im Hinblick auf die Originaldaten) sowie Relevanz (der zugrunde liegenden Studien in Bezug auf die Forschungsfrage). Schließlich erhielten die Ergebnisse ein Gesamtrating hinsichtlich des Vertrauens in ihre Evidenz (hoch, moderat, niedrig, sehr niedrig).

Ergebnisse: 22 qualitative Studien, hauptsächlich aus Nord- und Westeuropa, wurden untersucht. Im Rahmen der Metasummary entstanden daraus 23 Reviewergebnisse. Die Mehrheit der Ergebnisse erreichte in der Bewertung der Evidenzstärke das Rating „hohes“ oder „moderates Vertrauen“ (z.B.: „Ältere Personen wünschen sich mehr Zeit für ihre Versorgung“). Vier Ergebnisse erreichten das Rating „niedriges Vertrauen“ (z.B. „Ältere Personen akzeptieren Delegation“).

Diskussion: Die Ergebnisse liefern einen Überblick zu wünschenswerten Versorgungscharakteristika und sind nach der Bewertung mit CERQual mehrheitlich zuverlässig. Insgesamt zeigte sich, dass die über 80-Jährigen der persönlichen Beziehung zu ihren Versorgenden sowie Kommunikationsaspekten eine höhere Bedeutung zumessen als dies bisher in Versorgungsmodellen berücksichtigt wird.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse können genutzt werden, um die Gestaltung der Versorgung stärker an den Vorstellungen der über 80-Jährigen auszurichten. Dabei sollten Versorgungsmodelle für Hochaltrige sollten einen stärkeren Fokus auf Kommunikations- und Beziehungselemente erwägen

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz:. In weiteren Studien sollte der Einfluss der gewünschten Versorgungscharakteristika auf Versorgungserfahrungen und -outcomes untersucht werden.