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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Diversitätssensible Maßnahmen und Umsetzungsbarrieren in Einrichtungen der Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland

Meeting Abstract

  • Fabian Erdsiek - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
  • Idris Munzir - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
  • Tugba Aksakal - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
  • Yüce Yılmaz-Aslan - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland; Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Epidemiologie & International Public Health, Bielefeld, Deutschland; Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft, Bielefeld, Deutschland
  • Patrick Brzoska - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf382

doi: 10.3205/21dkvf382, urn:nbn:de:0183-21dkvf3824

Published: September 27, 2021

© 2021 Erdsiek et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Erwartungen von Patient:innen ist eine wichtige Voraussetzung nutzerorientierter Versorgung. Diversitätsmerkmale wie ein Migrationshintergrund, das Alter und das Geschlecht gehen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen einher. Bisher ist weitgehend unklar, inwieweit Einrichtungen der Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland über entsprechende Maßnahmen und Strukturen verfügen und welche Faktoren eine diversitätssensible Versorgung fördern oder behindern.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es zu untersuchen, in welchem Umfang und mit welchen Strategien Palliativ- und Hospizeinrichtungen in Deutschland die Diversität von Personal und Patient:innen berücksichtigen und welche Barrieren dabei wahrgenommen werden.

Methode oder Hypothese: Für die Studie wurde eine Querschnittsbefragung (postalisch/online) unter Einrichtungen der Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland durchgeführt. Dazu wurde eine 75%-Zufallsstichprobe (n=1901) aller ambulanten und stationären Einrichtungen ausgewählt. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: 346 Einrichtungen haben an der Befragung teilgenommen (Rücklauf: 18,2%). Ein größerer Teil der Einrichtungen hat Diversität im Leitbild verankert (56,9%) und achtet bei der Personalpolitik auf eine vielfältige Mitarbeiterstruktur (48,6%). Die Mehrheit der Einrichtungen bietet die Betreuung durch kooperierende Geistliche verschiedener Religionen (70,3%) und nach Wunsch die Behandlung durch Personen des eigenen Geschlechts (56,5%) an, während 39,4% der Einrichtungen Gesprächsangebote für unterschiedliche Religionsgruppen anbieten. Eine auf kulturelle Bedürfnisse angepasste Menüauswahl bieten 39,7% an. Während 26,9% der Einrichtungen keine Hindernisse bei der Umsetzung diversitätssensibler Maßnahmen angeben, berichten 31,8% von organisatorischen Schwierigkeiten und 28,3% von Unklarheiten bei der Umsetzung. Fehlende finanzielle Ressourcen (25,1%) und fehlende Anreize der Versorgungsträger (17,3%) werden seltener berichtet, während 25,7% angeben, die fehlende Überzeugung einiger Entscheidungsträger von der Notwendigkeit solcher Maßnahmen stehe der Umsetzung entgegen.

Diskussion: Die Berücksichtigung von Diversität in der Palliativ- und Hospizversorgung findet vorrangig ideell statt. Praxisbezogene Maßnahmen sind weniger verbreitet. Wesentliche Herausforderungen finden sich vor allem bei der Umsetzung und Organisation entsprechender Maßnahmen, wobei auch ökonomische Aspekte und fehlende Akzeptanz eine Rolle spielen.

Praktische Implikationen: Gezielte Unterstützungsangebote zur Implementierung und Organisation Maßnahmen und Strukturen können einen wichtigen Beitrag zu einer erhöhten Diversitätssensibilität von Einrichtungen der Palliativ- und Hospizversorgung leisten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Studien zur Identifikation von Ressourcen und Erwartungen an Unterstützungsangebote ebenso wie Evaluationsstudien sind für die Umsetzung diversitätssensibler Maßnahmen in Einrichtungen notwendig.