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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Informationsbedürfnisse von PatientInnen mit bariatrischen Eingriffen – Ergebnisse einer qualitativen Interview-Studie

Meeting Abstract

  • Jessica Breuing - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • Nadja Könsgen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • Katharina Doni - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • Annika Lena Neuhaus - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf369

doi: 10.3205/21dkvf369, urn:nbn:de:0183-21dkvf3695

Published: September 27, 2021

© 2021 Breuing et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Bedeutung bariatrischer Eingriffe als letzte Instanz der Adipositastherapie steigt zunehmend. Dabei zeigt sich die bariatrische Chirurgie im Vergleich zur konservativen Therapie als sehr effizient. Chirurgische Verfahren

sind mit einschneidenden Konsequenzen für die PatientInnen verbunden, wodurch das Informationsbedürfnis der PatientInnen hoch ist.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war die Identifizierung von Informationsbedürfnissen von PatientInnen sowie die Darstellung des Informationsvermittlungsprozesses.

Methode oder Hypothese: Es wurden n=14 semistrukturierte Telefoninterviews mit PatientInnen mit irreversiblen bariatrischen Eingriff, durchgeführt. Der Erhebungszeitraum erstreckt sich von April 2018 bis April 2019. Die Interviews wurden mitgeschnitten und danach wörtlich transkribiert. Die Analyse erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse (nach Mayring) mit der Software MAXQDA.

Ergebnisse: Informationen können in generell und spezifisch unterteilt werden. Ein Großteil der PatientInnen fühlt sich hinsichtlich der generellen Informationen gut informiert. PatientInnen merkten an, dass sie präoperativ Informationen erhalten haben, die sie aber erst postoperativ benötigten, welche ihnen postoperativ nicht mehr greifbar gewesen wären. Vor allem postoperativ scheint ein hoher Bedarf an spezifischen Informationen bezogen auf ernährungsbezogene Probleme zu bestehen. PatientInnen berichten, dass postoperativ keine oder nur selten Ernährungsberatung (EB) in Anspruch genommen wird. Als wichtiges Instrument in der Informationsvermittlung stellt sich die Selbsthilfegruppe (SHG) heraus. hier vermittelten Informationen und der Erfahrungsaustausch haben bei den PatientInnen einen hohen Stellenwert.

Diskussion: Es besteht ein Bedarf an postoperativer EB, welche i.d.R. jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst wird. Eine Bezuschussung durch gesetzliche Krankenkassen könnte die Inanspruchnahme einer postoperativen EB steigern und so bestehende Informationsbedürfnisse bedienen. Der beschriebene Informationsverlust von präoperativ vermittelten Informationen, die den postoperativen Zeitraum betreffen, könnte durch eine digitale Lösung (z.B. App) verhindert werden. SHG ermöglichen einen Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen und bieten somit niedrigschwelligen Zugang zu Informationen. Eine enge Kooperation mit den entsprechenden Gesundheitsfachkräften v.a. hinsichtlich der Informationsvermittlung scheint sinnvoll.

Praktische Implikationen: Der Einbezug von SHG mit Kooperation zu den Adipositaszentren in die Informationsvermittlung könnte ein Ansatz zur Verbesserung bestehender Informationsbedürfnisse und zur Vermeidung der Entstehung von Informationslücken darstellen. Weiterhin könnte die Entwicklung und Implementierung einer digitalen Lösung zur Informationsvermittlung vor allem postoperativ hilfreich sein.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: SHG sowie digitale Lösungen können die Informationsvermittlung unterstützen und somit Informationsbedürfnisse individueller bedienen.