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Ein disziplinen- und sektorenübergreifendes, digital gestütztes Nachsorgekonzept für Patient*innen nach metabolisch-bariatrischer Operation – Konzept und aktueller Stand des ACHT-Projektes
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Aufgrund der stetig steigenden Prävalenz ist die Adipositas weltweit ein drängendes Gesundheitsproblem. In Deutschland ist jeder zweite Erwachsene übergewichtig, jeder vierte adipös. Adipositas erhöht das Risiko, weitere Erkrankungen, wie Herzinsuffizienz oder Diabetes zu entwickeln. Die metabolisch-bariatrische Operation (OP) ist aktuell die effektivste Behandlungsmethode der morbiden Adipositas. Jedoch fehlen derzeit nach der OP strukturierte, sektorenübergreifende und im Regelleistungskatalog der Krankenkassen enthaltende Nachsorgekonzepte, die den Therapieerfolg langfristig sichern. Zudem stellen in der Versorgung chronisch Kranker allgemeingültige Koordinations- und Kommunikationsbrüche zwischen behandelnden Akteuren generelle Herausforderungen dar. Diese können in Mehrfachuntersuchungen und/oder Behandlungsfehlern münden.
Fragestellung und Zielsetzung: Das Innovationsfondsprojekt Adipositas Care & Health Therapy: ACHT (Förderkennzeichen 01NVF18023) adressiert diese Versorgungslücke, indem ein strukturiertes, leitliniengerechtes, disziplinen- und sektorenübergreifendes sowie wohnortnahes Konzept erarbeitet und wissenschaftlich evaluiert wird. Ziel von ACHT ist die nachhaltige Sicherung der Nachsorge und des Therapieerfolgs.
Methode: Sieben Adipositaszentren und die dort ansässigen Adipositas-Lotsinnen arbeiten eng interdisziplinär mit 19 speziell geschulten ACHT-Nachsorgepraxen, Ernährungsfachkräften und Sportmedizinern zusammen. Zudem erfolgt eine psychologische Stabilisierung der Patient*innen sowie eine Vernetzung mit der Qualitätssicherungsmaßnahme der Fachgesellschaft (STuDoQ). Die digital gestützte Vernetzung aller beteiligten Akteure findet sektorenübergreifend über eine digitale Fallakte und eine speziell entwickelte Adipositas-App statt. Die digitale ACHT-Fallmanagementlösung trägt zu einem erleichterten Informationsaustausch zwischen den ambulanten und stationären Leistungserbringer*innen bei. Die digitale Fallakte ist mit der Adipositas-App der Patient*innen verbunden. So stellt die Adipositas-App eine Schnittstelle zwischen Patient*innen und Behandler*innen dar und ermöglicht den direkten Austausch.
Eine bayernweite, prospektive, nicht-randomisierte Studie untersucht derzeit den Nutzen des ACHT-Versorgungskonzepts. Die Patient*innen werden jeweils 18 Monate betreut. Zwei Studienarme simulieren eine langfristige Nachsorge: Interventionsgruppe (IG) 1 (frühe Nachsorge) startet unmittelbar nach der OP; IG 2 startet die Betreuung 18 Monate post-OP. Beide werden untereinander und mit jeweiligen Kontrollgruppen verglichen. Als primärer Endpunkt dient der modifizierte King’s Score, der den Gesundheitszustand auf verschiedenen Ebenen misst [1]. Aktuell werden 110 Patient*innen in der IG1 (angestrebte Fallzahl erreicht) und 94 Patient*innen (angestrebte Fallzahl 140) in der IG2 betreut. Hier werden weiterhin Patient*innen eingeschlossen. Erste Ergebnisse werden Ende 2022 erwartet.