gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Systematische Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit digitaler Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention auf körperliche Aktivität, motorische Kompetenzen und Ernährungsverhalten von Kindern im Alter von 3–10 Jahren im Setting Kita und Grundschule

Meeting Abstract

  • Patrick Timpel - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Prävention und Versorgung des Diabetes, Dresden, Deutschland
  • Philipp Flößel - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Sportmedizin und Rehabilitation, Dresden, Deutschland
  • Heidrun Beck - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Sportmedizin und Rehabilitation, Dresden, Deutschland
  • Peter Schwarz - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Prävention und Versorgung des Diabetes, Dresden, Deutschland; Paul Langerhans Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, Dresden, Deutschland; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf363

doi: 10.3205/21dkvf363, urn:nbn:de:0183-21dkvf3638

Published: September 27, 2021

© 2021 Timpel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Zurückliegende Studien konnten einen Zusammenhang von übermäßiger Bildschirmzeit und der Verfügbarkeit digitaler Tools, mit einem Risiko für Adipositas, ungesunder Ernährung und verminderter Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen nachweisen [1-3]. Während politische Diskussionen daraufhin oft auf die Begrenzung des Zugangs zu digitalen Technologien fokussierten [4, 5] ist wenig darüber bekannt, welchen konkreten Mehrwert die gezielte Anwendung digitaler Präventionsmaßnahmen in Settings der (früh-)kindlichen Erziehung haben kann. Vergleichbare Übersichtsarbeiten fokussieren entweder auf Jugendliche [6, 7] oder erlauben keine Unterscheidung der untersuchten Settings [7-9].

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der PRISMA-konformen systematischen Übersichtsarbeit [10] war es folgende Forschungsfragen zu beantworten:

1.
Welche Effekte haben digitale Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention auf körperliche Aktivität, motorische Kompetenzen und/oder Ernährungsverhalten von Kindern im Alter von 3-10 Jahren im Setting Kita und Grundschule?
2.
Welche zukünftigen Forschungsbedarfe können anhand der eingeschlossenen Studien identifiziert werden?

Methode oder Hypothese: Neben der elektronischen Suche in den Datenbanken MEDLINE/PubMed, EMBASE und PsycInfo wurden umfassende Vorwärts-, Rückwärts- und zusätzliche Handsuchen durchgeführt. Sowohl die Studienselektion anhand der definierten Ein-/Ausschlusskriterien als auch die Qualitätsbewertung mittels CASP erfolgten parallel und unabhängig durch zwei Wissenschaftler. Zusätzlich wurde eine qualitative Inhaltsanalyse zu Forschungsbedarfen in den eingeschlossenen Studien durchgeführt.

Das Protokoll zur Durchführung der systematischen Übersichtsarbeit wurde vor Studienbeginn registriert [PROSPERO CRD42020207682].

Ergebnisse: Von ursprünglich 8.281 identifizierten Literaturstellen wurden 11 Studien eingeschlossen. Insgesamt wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Interventionen (z.B. Exergames, Bewegungsmonitoring), Hardware (iPad, Wii Fit oder Xbox) und Implementierungswege (z.B. Pausengestaltung, Sportunterricht) erforscht. Die Interventionen wurden durchschnittlich für 12,8 (SD 13,9) Wochen untersucht und zielten überwiegend auf Aspekte der motorischen Kompetenzen (n=5) und der körperlichen Aktivität (n=4) ab. In 5 der 11 eingeschlossenen Studien konnten signifikante Effekte beobachtet werden.

Diskussion: Neben der zu berücksichtigenden Kosten für die Implementierung der Maßnahmen, legen die Studiendaten begleitende Untersuchungen der Akzeptanz und Handhabbarkeit aus Sicht der Kinder, Eltern und Lehrkräfte nahe.

Praktische Implikationen: Wohlgleich die verfügbare Evidenz bisher wenig belastbar ist, können digitale Präventionsmaßnahmen als Erweiterung der verfügbaren Praxis Nutzen stiften.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Neben der Heterogenität der untersuchten Interventionen erschweren insbesondere kurze Interventionsdauern, fehlende Nacherhebungen und geringe Fallzahlen die evidenzbasierte Empfehlung potentiell wirksamer digitaler Präventionsmaßnahmen.