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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Interprofessionelle Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung – eine multiperspektivische, qualitative Studie

Meeting Abstract

  • Maria Sebastiao - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Christiane Waizner - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Sara Wheeler - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Emmily Schaubroeck - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Stephanie Kalms - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Susann Hueber - Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf362

doi: 10.3205/21dkvf362, urn:nbn:de:0183-21dkvf3627

Published: September 27, 2021

© 2021 Sebastiao et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Hausärzt*innen sind meist die wichtigsten Ansprechpartner*innen von chronisch Erkrankten. Nicht immer verlangt die Betreuung ausschließlich medizinische Antworten. Es bedarf neuer Konzepte, um Kapazitätsengpässen entgegenzuwirken. In einem vorangegangenen Forschungsprojekt des Allgemeinmedizinischen Instituts wurden interprofessionelle Fallbesprechungen bei geriatrischen Patient*innen pilotiert. Die teilnehmenden Berufsgruppen bewerteten den inhaltlichen Austausch positiv, die organisatorische und logistische Vorbereitung wurden jedoch als große Barrieren identifiziert.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Exploration des Themas „Interprofessionelle Zusammenarbeit“ im ambulanten Setting, um herauszufinden, welche Konzepte als realisierbar angesehen werden.

Methode oder Hypothese: In einer qualitativen Studie werden neben Hausärzt*innen weitere Fachdisziplinen (z.B. Apotheker*innen, Gesundheitsfachberufe, Sozialarbeiter*innen) und Patient*innen befragt. Bislang wurden mit elf Patient*innen (26-66 Jahre, chronisch krank) und neun Hausärzt*innen Interviews bzw. Fokusgruppen durchgeführt. Die Befragung weiterer Berufsgruppen steht noch aus.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit sowohl von Hausärzt*innen als auch Patient*innen prinzipiell als wichtig bewertet wird. Hausärzt*innen berichten vornehmlich von einem kollegialen Austausch, wobei sie sich als Initiator*innen sehen. Sie äußern den Wunsch, die interprofessionelle Zusammenarbeit bereits im Studium einzubetten. Die Patient*innen berichten von einer ungenügenden und/oder ineffizienten Zusammenarbeit (z.B. doppelte Befunderhebung). Häufig fungieren sie als Mittelsperson zwischen den Berufsgruppen. Demgegenüber steht der ausdrückliche Wunsch, von einem gemeinsam arbeitenden Versorgungsteam behandelt zu werden. Das Konzept der interprofessionellen Fallbesprechungen bewerten Patient*innen durchweg positiv. Hausärzt*innen stehen dem kritisch gegenüber, insbesondere der Zeitaufwand stellt eine Hürde dar. Sie wünschen sich einen flexiblen Austausch. Der Wunsch nach Teilnahme an Fallbesprechungen fällt bei den Patient*innen unterschiedlich aus. Die Hausärzt*innen hingegen formulieren, dass sie Fallbesprechungen ohne Patient*innen präferieren.

Diskussion: Zwar wird das Thema „Interprofessionelle Zusammenarbeit“ von allen Befragten als wichtig bewertet, bei der Umsetzung der Fallbesprechung gehen die Meinungen jedoch auseinander. Weitere Ergebnisse werden zum Kongress vorliegen.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung möglicher Konzepte für die Versorgung.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Für die ambulante Versorgung müssen praxistaugliche Konzepte entwickelt werden, die eine interprofessionelle Zusammenarbeit ermöglichen.