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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Sporttherapie bei Depression (STEP.De)

Meeting Abstract

  • Michael Rapp - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit “Cognitive Sciences”, Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Germany
  • Theresa Bergau - Professur für Sozial- und Präventivmedizin, Department Sport und Gesundheitswissenschaft, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Nora Skarabis - Professur für Sozial- und Präventivmedizin, Department Sport und Gesundheitswissenschaft, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Darlene Heinen - Professur für Sozial- und Präventivmedizin, Department Sport und Gesundheitswissenschaft, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Alba Sánchez - Professur für Sozial- und Präventivmedizin, Department Sport und Gesundheitswissenschaft, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Christiane Stielow - Professur für Sozial- und Präventivmedizin, Department Sport und Gesundheitswissenschaft, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Detlef Chruscz - CONVEMA GmbH, Deutschland
  • Marlen Du Bois - BKK Verkehrsbau Union, Deutschland
  • Lars Straubing - BKK Verkehrsbau Union, Deutschland
  • Peter Schwitters - Sport-Gesundheitspark Berlin e.V./Zentrum für Sportmedizin, Berlin, Deutschland
  • Stephan Heinzel - Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Andreas Heissel - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit “Cognitive Sciences”, Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Germany

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf353

doi: 10.3205/21dkvf353, urn:nbn:de:0183-21dkvf3538

Published: September 27, 2021

© 2021 Rapp et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Auf einen Platz in der psychotherapeutischen Regelversorgung wartet ein Patient in Berlin rund drei Monate (13,4 Wochen), in Brandenburg fast sechs (24,6 Wochen; BPtK, 2018). Diese Wartezeiten stellen eine erhebliche Belastung dar, die oftmals eine Verschlechterung, Verlängerung oder einen rezidivierenden Verlauf der Symptomatik zur Folge haben (Helbig-Lang, 2009, zitiert nach BPtK, 2018, S.14). Sport kann eine erfolgreiche Gesundheitsintervention bei leichten und mittelgradigen Depressionen darstellen und so bestehende Versorgungsengpässe und Wartezeiten auf eine leitliniengerechte Behandlung überbrücken oder ersetzen (Heißel, 2020).

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der multizentrischen, cluster-randomisierten Interventionsstudie ist es, die Effektivität und Kosteneffizienz von Sport- und Psychotherapie als antidepressive Behandlungsoptionen zu vergleichen, um Sporttherapie als Therapieoption in der Regelversorgung zu etablieren.

Methode oder Hypothese: Im Zeitraum 2018 bis 2021 werden ca. 400 Probanden im Alter von 18–65 Jahren mit einer bestätigten Diagnose aus dem depressiven Spektrum rekrutiert. Diese werden randomisiert der Experimentalgruppe (16- wöchige Sporttherapie mit bis zu 32 Einheiten angeleitet durch qualifizierte Sporttherapeuten und von Psychotherapeuten begleitet) oder der Kontrollgruppe (16- wöchige psychotherapeutische Standardbehandlung) in einer 2:1 Allokation zugeordnet. Das primäre Outcome (Schwere der Depression, BDI-II) und die sekundären Outcomes (u.a. Arbeitsfähigkeit) werden jeweils vor Behandlungsbeginn (t0) und nach der Intervention (t2) erhoben (Heissel et al., 2020).

Ergebnisse: Auf dem Kongress werden erste Ergebnisse vorgestellt (last patient in: 31.03.2021, last patient out: 31.07.2021). Für den primären Endpunkt wird ein verallgemeinertes lineares gemischtes Modell (GLMM) mit wiederholten Messungen verwendet, um den Effekt der Intervention auf das Ausmaß der Depressivität zu untersuchen. Als fixe Effekte werden Zeit (t0, t2), und die Interaktion zwischen Intervention (Sport- oder Psychotherapie) und Zeit unter Kontrolle für Cluster (Psychotherapeut*innen) als zufällige Effekte einbezogen (Heissel et al., 2020). Unterschiede in den Daten zu Studienbeginn werden als Confounder in den Modellschätzungen berücksichtigt.

Diskussion: Sport hat sich als effektiv in der Behandlung von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Depression erwiesen (Evidenzgrad B; DGPPN et al., 2017). STEP.De könnte den Nachweis der Wirksamkeit in der Versorgung erbringen und für eine flächendeckende praktische Umsetzung unter Berücksichtigung und Einbindung der bestehenden Versorgungsstrukturen handlungsleitend sein.

Praktische Implikationen: Als neue innovative Versorgungsform könnte die Sporttherapie, angeleitet durch qualifiziertes Fachpersonal und psychotherapeutisch begleitet, eine Alternative zur Psychotherapie darstellen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Sporttherapie könnte eine evidenzbasierte zusätzliche Behandlungsstrategie bei Menschen mit leichter bis mittelgradiger Depression sein.