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Bewegungsbehandlung entsprechend Nationaler Versorgungsleitlinien (NVL) und Aktivitätsverhalten von Typ 2-Diabetikerinnen und Diabetikern
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Bewegungsangebote und die Förderung eines körperlich aktiven Lebensstils sind Inhalt internationaler Behandlungsleitlinien und der nationalen Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus (NVL). Zu Beginn einer Diabetes mellitus Typ 2 Erkrankung sollen Personen zunächst mit Lebensstilinterventionen (u.a. Bewegung) behandelt werden. Im weiteren Therapieverlauf soll körperliche Aktivität therapiebegleitend eingesetzt werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Es wird die Verordnungshäufigkeit von Bewegung bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und zum aktuellen Behandlungszeitpunkt untersucht. Zweitens wird untersucht, ob sich Personen, die angeben mit Bewegung behandelt zu werden, mehr bewegen als Personen, die nicht mit Bewegung behandelt zu werden.
Methode oder Hypothese: Es wurden ca. 1.500 Diabetiker*innen im Rahmen der Studie „Krankheitswissen und Informationsbedarfe – Diabetes mellitus 2017“ des Robert Koch-Instituts befragt. Die Datenerhebung erfolgte als telefonische Gesundheitsbefragung bei Erwachsenen in Deutschland mit Diabetes mellitus. Personen wurden u.a. zur Art der Diabetesbehandlung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose als auch zum aktuellen Zeitpunkt befragt, zum anderen wurde der Umfang körperlicher Aktivität erfasst. Es wurden relative Häufigkeiten einer Bewegungsbehandlung sowie logistische Regressionsmodelle zum Aktivitätsverhalten in Abhängigkeit einer Bewegungsbehandlung berechnet.
Ergebnisse: Von 1.149 Personen mit einem selbstberichteten Diabetes mellitus Typ 2 berichteten 67,4% jemals mit Bewegung behandelt worden zu sein, wobei 61,6% zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und 56,4% zum aktuellen Zeitpunkt eine Bewegungsbehandlung berichteten. 50.5% der Befragten berichteten eine Bewegungsbehandlung zu beiden Zeitpunkten. 32,5% wurden nicht mit Bewegung behandelt.
Männer wurden mit 59,2% häufiger mit Bewegung behandelt als Frauen (49,4%) und Jüngere häufiger als Ältere (58,8% vs. 50,8%). 63.6% der Personen, die angaben aktuell mit Bewegung behandelt zu werden, berichteten an mehr als 4 Tagen/Woche mindestens 30 Min. körperlich aktiv zu sein (MW: 5.2; SD: 2.4).
Die Selbstangabe einer Behandlung mit Bewegung zum aktuellen Zeitpunkt war mit einem signifikant höheren Umfang körperlicher Aktivität assoziiert (OR 2.35, 95% KI 1.67–3.30).
Diskussion: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an mit Bewegung behandelt zu werden. Die Ergebnisse zeigen einen starken Zusammenhang zwischen der Selbstangabe einer körperlich aktiven Diabetesbehandlung und dem Aktivitätsverhalten. Welche Aktivitätsformen und Angebote die Patienten*innen nutzen ist jedoch unklar.
Praktische Implikationen: Die Umsetzung der Nationalen Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus Typ 2 und internationaler Leitlinien kann das Aktivitätsverhalten von Patienten*innen positiv beeinflussen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bewegung kann die Diabetesbehandlung aktiv unterstützen. Es sollten Schnittstellen und Angebote im Versorgungssystem geschaffen werden, um die Patienten*innen strukturiert im Behandlungsprozess zu begleiten.