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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Vergleich des körperlichen Aktivitätsverhaltens von Personen mit NCD mit der deutschen Allgemeinbevölkerung: Eine bevölkerungsbasierte Analyse

Meeting Abstract

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  • Lars Gabrys - Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP), Institut für angewandte Sportwissenschaft, Gesundheitssport und Prävention, Potsdam, Deutschland
  • Benjamin Wenz - Universität Vechta, Vechta, Deutschland
  • Andrea Teti - Universität Vechta, Institut für Gerontologie, Altern und Gesundheit, Vechta, Deutschland
  • Yong Du - Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Körperliche Gesundheit, Berlin, Deutschland
  • Jonathan Graf - Universität Vechta, Vechta, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf349

doi: 10.3205/21dkvf349, urn:nbn:de:0183-21dkvf3495

Published: September 27, 2021

© 2021 Gabrys et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Bei der Behandlung von Nicht-übertragbaren Erkrankungen (NCD) wie z.B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankung gelten körperliche Aktivität neben Ernährung und Medikation als wesentliche Bestandteile und sind sowohl in internationale als auch nationale Behandlungsleitlinien integriert. Internationale Studien belegen einen geringeren Umfang körperlicher Aktivität bei chronisch Kranken. Obwohl der therapeutische Nutzen von körperlicher Aktivität bei NCD belegt ist, ist vergleichsweise wenig über das Aktivitätsverhalten von Personen mit diesen Erkrankungen bekannt.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Analysen vergleichen das Bewegungsverhalten von Personen mit ausgewählten NCD mit Personen ohne die entsprechende Vorerkrankungen. Kann ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und dem Umfang körperlicher Aktivität nachgewiesen werden, könnte dies aktivitätsorientierten Behandlungsansätzen eine zusätzliche Datenbasis geben.

Methode oder Hypothese: Die Analyse basiert auf Daten der Studie GEDA 2014/2015. GEDA ist Teil des bundesweiten Gesundheitsmonitorings des RKI. Als Indikator der körperlichen Aktivität wurde das Erreichen der Aktivitätsempfehlungen der WHO definiert. Das Vorhandensein einer Erkrankung bezieht sich auf die selbstberichtete 12-Monatsprävalenz. Zur Überprüfung eines Zusammenhangs von Diabetes mellitus, KHK, Krebs und Depression und dem Aktivitätsverhalten wurden multivariate logistische Regressionsmodelle berechnet. Es wurde für soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht, Bildung) und modifizierbare Risiken (Rauchverhalten, Alkoholkonsum, BMI) adjustiert.

Ergebnisse:Personen mit ausgewählten NCD erreichen seltener die Aktivitätsempfehlungen der WHO als Personen ohne die entsprechende Erkrankung. Gegenüber der Allgemeinbevölkerung (ca. 45%) sind nur 33% der Diabetiker (n=1.692) (OR 0,72 95 % KI 0,62–0,83), 38% der Personen mit KHK (n=904) (OR 0,85; 95% KI 0,71–1,02), 43 % der Personen mit einer Krebserkrankung (n=900) (OR 1,02; 95% KI 0,85–1,23) und 37% der Personen mit einer Depression (n=2.496) (OR 0,78; 95% KI 0,70–0,87) ausreichend aerob körperlich aktiv. Die Chancenverhältnisse für das Erreichen der WHO-Empfehlungen zu aerober körperlicher Aktivität und Muskelkräftigung liegen für Diabetes mellitus bei OR 0,70 (0,58–0,84), für KHK bei OR 1,0 (0,77–1,29), für Krebs bei OR 1,09 (0,88–1,35) und für Depression bei OR 0,81 (0,71–0,92).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen negativen Zusammenhang zwischen ausgewählten NCD und dem Bewegungsverhalten. Gerade Personen mit den genannten Erkrankungen könnten von Bewegung und körperlicher Aktivität profitieren.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines verstärkten Einsatzes von strukturierten Versorgungsangeboten zur Förderung eines körperlich aktiven Lebensstils bei Patienten mit nicht übertragbaren Krankheiten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil zur Aufrechterhaltung von Gesundheit und sollte durch Programme zur Förderung von bewegungsaktivem Verhalten gefördert werden.