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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Herausforderungen und Möglichkeiten der Erhebung und Auswertung von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung in der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • Wolfram Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Paul Gellert - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf346

doi: 10.3205/21dkvf346, urn:nbn:de:0183-21dkvf3469

Published: September 27, 2021

© 2021 Herrmann et al.
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Hintergrund/Fragestellung/Problem: Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung sind wichtige Diversitätskategorien. In beiden Kategorien gibt es besonders vulnerable Gruppen in der medizinischen Versorgung. Standardmäßig wird in der Versorgungsforschung bisher Geschlecht als dichotome (männlich/weiblich) oder trichotome (männlich/weiblich/divers) Variable erhoben, eine weitergehende Erhebung von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung sind in Deutschland nicht üblich. Um Diversität auch in Studien der Versorgungsforschung abbilden zu können, wäre die Erhebung und Auswertung von den Merkmalen Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung notwendig. Jedoch ist dies nicht nur in der Konzeptualisierung und in der Erhebung, sondern vor allem in der statistischen Auswertung herausfordernd.

Lösungen und Lösungsvorschläge: Eine mögliche Lösung zur Erhebung von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung sind jeweils eine Frage zu Identität und Orientierung mit Selbstzuordnung zu Kategorien bei möglicher Mehrfachauswahl. Der Umgang mit den Rohdaten hinsichtlich Plausibilitätstestung und statistischer Auswertung ist dann jedoch nicht trivial. Die einfachste Möglichkeit ist eine dichotome Variable (cis-hetero/LGBTIA) zu erstellen. Eine klassische Auswertung nach Geschlecht ist dabei allerdings nicht möglich. Eine weitere Möglichkeit ist jede Auswahlmöglichkeit als getrennte Variable zu betrachten. Auch Ansätze aus der Intersektionalitätsforschung können genutzt werden. Eine Unterteilung in viele Felder führt allerdings über geringe Zellgrößen zu einer geringen stastischen Power.

Wir werden diese unterschiedlichen Möglichkeiten anhand der Ergebnisse der Studie „Coronaleben: Die Situation von Menschen in Deutschland während der Corona-Pandemie“ mit 6.784 Teilnehmer*innen, darunter 5.442 LGBTIA+ Teilnehmer*innen in dem Vortrag beispielhaft vorstellen.

Schlussfolgerung/Diskussion/Lessons Learned: Die Erhebung von Diversitätsmerkmalen in der Versorgungsforschung ist aus unserer Sicht notwendig, um mögliche Benachteiligungen und unterschiedliche Bedarfe überhaupt sichtbar machen zu können. Niedrigfrequente Diversitätsmerkmale stellen aber gleichzeitig besondere Herausforderungen an Plausbilitätstestung und statistische Datenauswertung. Bei der Auswertung ist ein der Fragestellung angemessene Vorgehen zu wählen. Die Behandlung von Geschlechtskategorien über die dichotome Zuordnung sollte zukünftig methodisch weiterentwickelt werden. Gemeinsam mit den Zuhörer*innen möchten wir nach der Darstellung der Ansätze und Ergebnisse gemeinsam über diese Möglichkeiten diskutieren.