gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Operationalisierung und Messung von Gesundheitskompetenz aus Sicht der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Eva Maria Bitzer - Public Health & Health Education, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Nicole Ernstmann - Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • Stephanie Stock - Universität zu Köln, Köln, Deutschland; Für Die AG Gesundheitskompetenz des Dnvf, Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf344

doi: 10.3205/21dkvf344, urn:nbn:de:0183-21dkvf3448

Published: September 27, 2021

© 2021 Bitzer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im Kontext der Versorgungsforschung sind Instrumente zur Messung der Gesundheitskompetenz (GK) sowohl als Input-, Throughput-, Output- und Outcome-Variable notwendig.

Fragestellung und Zielsetzung: Orientierung bei der Entwicklung und Auswahl von Erhebungsverfahren und instrumenten zur Messung der GK in der Versorgungsforschung (VF).

Methode oder Hypothese: Die Arbeitsgruppe Gesundheitskompetenz des DNVF hat mit der Unterstützung externer Expert*innen und in Kooperation mit dem Deutschen Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK) ein Memorandum erarbeitet, das aktuell durch die Mitglieder des DNVF konsentiert wird.

Ergebnisse: GK ist ein multidimensionales, relationales und in Teilen vage gegen verwandte Konzepte abgrenzbares Konstrukt. Aktuell stehen international mehr als 150 Messinstrumente zur Verfügung. Sie unterscheiden sich u.a. in Bezug auf die Art der Administration (schriftlich, online, mündlich), die Länge (von 1–3 Items bis zu mehr 40 Items), das Erhebungskonzept (Performanz oder Selbsteinschätzung), den Fokus (allgemeine vs. Erkrankungsspezifisch). Im jeweiligen Anwendungszusammenhang (input, throughput, output) gilt es u.a. zu klären, welche Facetten der GK adressiert werden sollen und wie es in der geplanten Population um das Seh-, Hör, und Sprachvermögen, die kognitive Leistungsfähigkeit sowie Sprachkenntnisse bestellt ist. Die GK des Individuums variiert in Abhängigkeit von persönlichen Erfahrungen (z.B. Dauer einer Erkrankung), aber auch von der Art der Interaktion bzw. Kommunikation mit Gesundheitsfachkräften sowie, allgemeiner, mit den Anforderungen des Gesundheitssystems an das Individuum. Um Messwerte individueller Gesundheitskompetenz angemessen interpretieren zu können, müssen diese Faktoren bzw. Anforderungen bekannt sein, genau erfasst und/oder konstant gehalten werden.

Diskussion: Für die Messung von GK in VF wünschenswert wäre, dass die Instrumente auf einer gemeinsamen Definition beruhen, modular und unter konsequenter Einbeziehung der Zielgruppen entwickelt werden. Sie sollten für verschiedene Settings, (Sub-)Populationen, Ebenen sowie Facetten angepasst werden können und performanzbasierte und Selbsteinschätzungsverfahren kombinieren.

Praktische Implikationen: Grundsätzlich gelten für Instrumente zur Messung der Gesundheitskompetenz die gleichen methodischen Anforderungen wie für andere Messinstrumente. Darüber hinaus birgt die Messung von Gesundheitskompetenz spezifische Herausforderungen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Interpretation erhobener GK muss unter Berücksichtigung des relationalen Charakters der GK und unter Einbezug unterschiedlicher Perspektiven erfolgen, um fundierte Ansatzpunkte für die Förderung von GK und die Weiterentwicklung der Versorgung zu ermöglichen und die Gefahr von Stigmatisierung und Diskriminierung zu minimieren.