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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Sektorenübergreifende & kontinuierliche Hebammenbetreuung in der peripartalen Lebensphase – Anwendung des PEPPA Frameworks zur Analyse der Versorgungssituation

Meeting Abstract

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  • Anna-Maria Bruhn - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Friederike zu Sayn-Wittgenstein - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf333

doi: 10.3205/21dkvf333, urn:nbn:de:0183-21dkvf3338

Published: September 27, 2021

© 2021 Bruhn et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die in Deutschland derzeitige Versorgung in der peripartalen Lebensphase ist geprägt von Fragmentierung und einer Trennung der Sektoren. Eine sektorenübergreifende kontinuierliche Betreuung über das gesamte Versorgungskontinuum durch eine vertraute Hebamme ist in Deutschland in der klinischen Geburtshilfe nur für etwa 7% der Familien verfügbar. Diese ist laut internationalen Studien mit verbesserten gesundheitsbezogenen Outcomes, einer erhöhten Zufriedenheit in allen Betreuungsbereichen sowie positiveren Geburtserfahrungen verbunden. In Deutschland ist diese Versorgungsform ausschließlich im Kontext von freiberuflicher Hebammenarbeit im Rahmen von Begleit-Beleggeburten realisiert.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, die Umsetzungsmöglichkeiten einer sektorenübergreifenden Hebammenbetreuung im Kontext der aktuellen Versorgungssituation in Deutschland zu untersuchen. Es soll die Frage beantwortet werden, welche Chancen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für diese Versorgungsform aus Sicht von Stakeholdern bestehen.

Methode oder Hypothese: Der PEPPA Framework von Bryant-Lykosius und DiCenso diente als theoretischer Rahmen. Innerhalb des ersten Schrittes wurden aus der Literatur Indikatoren für einen potenziellen Änderungsbedarf identifiziert. Weiterhin wurden nach dem positiven Votum der zuständigen Ethikkommission elf relevante interne und externe Stakeholder der peripartalen Versorgung in einem leitfadengestützten Expert:inneninterview befragt. Die Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Im dritten Schritt wurde der Bedarf an veränderten Rahmenbedingungen untersucht.

Ergebnisse: Chancen dieser Versorgungsform bestehen für die Nutzer:innen durch Beziehungskontinuität und einer individuelle Betreuung nach salutogenetischem Ansatz. Zu den Herausforderungen zählen die Zusammenarbeit von sektorenübergreifend betreuenden Hebammen mit dem Krankenhausteam und mit niedergelassenen Gynäkolog:innen in der Schwangerenvorsorge. Zukünftig könnten feste Teamstrukturen, eine verbesserte interdisziplinäre Zusammenarbeit und Anstellungsoptionen für sektorenübergreifend betreuende Hebammen einen Ausbau dieser Versorgungsform fördern.

Diskussion: Die Nachfrage nach sektorenübergreifender Hebammenbetreuung ist derzeit höher als das Angebot. Indikatoren für einen Änderungsbedarf sind zum einen das Verlangen der Nutzer:innen nach dieser Betreuungsform und zum anderen die anhaltend hohe Sectio- und Interventionsrate in Deutschland.

Praktische Implikationen: Modellvorhaben und Forschungsprojekte bezüglich Anstellungsmöglichkeiten für sektorenübergreifend betreuende Hebammen und Kooperationsmodelle für die Zusammenarbeit von Hebammen und Gynäkolog:innen könnten eine erweiterte Versorgung mit sektorenübergreifender Hebammenbetreuung fördern.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Durch weiterführende Strategie-Workshops und Modellprojekte sollte die Festlegung von Prioritäten zur Verbesserung dieser Versorgungsform erfolgen, um langfristig sektorenübergreifende Hebammenbetreuung ausbauen zu können.