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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Diskriminierungserfahrungen stationär tätiger Ärzt*innen und Pflegekräfte: Häufigkeiten und assoziierte individuelle und arbeitsbezogene Faktoren

Meeting Abstract

  • Arda Yolci - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Anna Schneider - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Pia-Theresa Sonntag - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Lisa Peppler - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Liane Schenk - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf328

doi: 10.3205/21dkvf328, urn:nbn:de:0183-21dkvf3282

Published: September 27, 2021

© 2021 Yolci et al.
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Text

Hintergrund: Diskriminierung ist auch im Gesundheitssystem als einem Teil der Gesellschaft verbreitet. Studienergebnisse aus Ländern des Globalen Nordens berichten Diskriminierungserfahrungen des Gesundheitspersonals infolge eines Migrationshintergrunds, der Ethnie und Hautfarbe. Dies kann zu signifikanten Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit der betroffenen Pflegekräfte und Ärzt*innen sowie auf die Patientenversorgung führen.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Diskriminierungserfahrungen im Arbeitsumfeld berichten stationär tätige Ärzt*innen und Pflegekräfte? Welche individuellen und arbeitsbezogenen Faktoren sind mit Diskriminierungserfahrungen assoziiert?

Methoden: Das klinisch tätige Gesundheitspersonal aus 22 Krankenhäusern zweier Einrichtungsträger wurde in einer Online-Befragung zu Diskriminierungserfahrungen, individuellen und arbeitsbezogenen Merkmalen mithilfe standardisierter Instrumente befragt. Neben deskriptiven und bivariaten statistischen Analysen, wurden Unterschiede in Diskriminierungserfahrungen bezüglich individueller und arbeitsbezogener Merkmale multivariat mittels stepwise logistic regression models untersucht.

Ergebnisse: Das finale Sample umfasste N=800 Teilnehmer*innen (243 Ärzt*innen und 557 Pflegekräfte). Zeuge (ZD) bzw. Opfer (OD) von Diskriminierung in der eigenen Abteilung wurden 305 (38,1%) bzw. 108 (13,5%) Teilnehmer*innen. Die erlebte Diskriminierung ging dabei von Patient*innen (n=73), Kolleg*innen (n=39) und Vorgesetzten (n=36) aus. Gründe wurden überwiegend dem Geschlecht (n=62), der Ethnizität (n=28) sowie der äußeren Erscheinung (n=27) zugeschrieben. In multivariaten Analysen erhöhten die folgenden Faktoren signifikant die relative Wahrscheinlichkeit, Opfer von Diskriminierung zu werden: höhere kulturelle Intelligenz (β=2,94; 95% CI=1,86-4,67) sowie das Erleben einer Effort-Reward-Imbalance in der Arbeitstätigkeit (β=2,54; CI=1,44-4,53).

Diskussion: In einem Sample stationär tätiger Ärzt*innen und Pflegekräfte, gibt jede*r vierte bzw. jede*r zehnte Befragte an, Zeuge bzw. Opfer von Diskriminierung am Arbeitsplatz geworden zu sein. Arbeitsbezogene Faktoren wie die erlebte Inkongruenz zwischen Aufwand und Ertrag bei der Arbeit als auch individuelle Faktoren wie die kulturelle Intelligenz sind maßgeblich mit entsprechenden Erfahrungen assoziiert. Ursache-Wirkungs-Beziehungen sowie Effekte von Diskriminierung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Gesundheitspersonals als auch auf die Versorgungsqualität bedürfen weiterhin longitudinaler interdisziplinärer Forschung.