gms | German Medical Science

Hintergrund: In aktuellen Studien konnte gezeigt werden, dass die Gesundheitskompetenz (GK) in grossen Bevölkerungsteilen der Schweiz eher gering ausgeprägt ist [1]. Ein Ziel der gesundheitspolitischen Strategie 2030 des Bundesrates lautet deshalb „Gesundheitskompetenz stärken“. Betroffene sollen dabei „… von kompetenten Gesundheitsfachpersonen (GFP) unterstützt…“ werden [2: 16]. Entsprechend muss das Thema GK in Aus-, Fort- und Weiterbildung von GFP verankert werden. In einem ersten Schritt gilt es folglich die Curricula für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von GFP hinsichtlich Verankerung von GK zu überprüfen und basierend auf den Erkenntnissen zu überarbeiten.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie ist GK in den Curricula der GFP gemäss bisheriger Studien abgebildet und welche Handlungsempfehlungen lassen sich daraus ableiten? Das Ziel ist es, die Curricula für die Ausbildung von GFP bezüglich dem Thema GK basierend auf systematischen Reviews zu überprüfen und basierend darauf Handlungsempfehlungen für die Ausbildung der GFP in GK für die Schweiz abzuleiten.

Methode: Bis März 2021 wurden die existierenden Reviews zu Curricula für die Ausbildung von GFP zum Thema GK in der Schweiz recherchiert und anhand von vordefinierten Kriterien selektiert. Die Analyse erfolgte anhand eines erweiterten Modells zum Bildungsmanagement des Gesundheitssystems mit den Kategorien Bildungsakteure, Bildungserlebnisse, Bildungsorte und -ressourcen [vgl. 3: 154]. Aus den Ergebnissen wurden erste Handlungsempfehlungen für die Schweiz abgeleitet.

Ergebnisse: Aus 3.672 Quellen konnten 2 Reviews [4, 5] mit 9 bzw. 28 Studien in die Analyse eingeschlossen werden. Akteure waren meist Studierende der Gesundheitsberufe (z.B. Pharmazie oder Pflege), wobei eine Studie einen multiprofessionellen Ansatz aufwies. Reale Räume wie Klassenzimmer, Simulationslab und Berufspraxis wurden neben wenigen virtuellen Räumen als Bildungsorte genutzt. Meist handelt es sich um einzelne Lernsequenzen, wobei verschiedene Assessment- und Evaluationstools genutzt wurden. In einer Studie agierten Studierende als Lehrpersonen.

Diskussion: Folgende Handlungsempfehlungen können abgeleitet werden:

1.

Für alle Akteure sollten Möglichkeiten zum interprofessionellen Interagieren adressiert werden;

2.

Die Lerninhalte zu GK sollten ins Gesamtcurriculum integriert und integrativ in der Berufspraxis vermittelt werden;

3.

Zu erwerbende Kompetenzen sind zu beschreiben und valide Assessment- und Evaluationsinstrumente zu entwickeln und zu nutzen;

4.

Weitere Bildungsressourcen wie das Training von Lehrpersonen in Theorie und Praxis sollten thematisiert werden.

Praktische Implikationen: Die Ausbildung von GKP in GK ist ein wichtiger Baustein für die Stärkung der GK der Bevölkerung. Konkrete Empfehlungen für die Schweiz helfen dabei, geeignete Konzepte umsetzungsorientiert erstellen zu können.

Appell für die Praxis in einem Satz: Die GK der Bevölkerung sollte durch die Investition in die Ausbildung der GFP im Bereich GK zielführend gefördert und deshalb in den Curricula verstärkt verankert werden.

[1] BAG. 2021.

[2] BAG. 2020.

[3] Kaap-Fröhlich S. 2020.

[4] Toronto CE & Weatherford B. 2015.

[5] Saunders C, et al. 2019.