gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Gesundheitskompetenz aus Sicht von Klinikmitarbeitenden – Bedarfe, Barrieren und förderliche Faktoren bei der Kommunikation mit Patient*innen

Meeting Abstract

  • Mona Voigt-Barbarowicz - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Johanna Sophie Lubasch - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Organisationsbezogene Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Lena Ansmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Organisationsbezogene Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Anna Levke Brütt - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Nachwuchsgruppe Rehaforschung, Oldenburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf321

doi: 10.3205/21dkvf321, urn:nbn:de:0183-21dkvf3215

Published: September 27, 2021

© 2021 Voigt-Barbarowicz et al.
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Text

Hintergrund: Gesundheitskompetenz (GK) bezeichnet die Fähigkeit gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. In den letzten Jahren fokussieren immer mehr nationale Studien das Thema GK in der Gesundheitsversorgung. Da Klinikmitarbeitende während stationärer Aufenthalte häufig mit Patient*innen über gesundheitsrelevante Themen sprechen, nehmen sie eine wichtige Rolle zur Förderung der GK ein. Diese Arbeit soll genauer ergründen, wie Mitarbeitende diese Rolle im Klinikalltag interpretieren und umsetzen können.

Fragestellung und Zielsetzung:

Zentrale Fragen sind:

  • Was verbinden Klinikmitarbeitende mit dem Begriff „Gesundheitskompetenz“?
  • Welche Barrieren, förderlichen Faktoren sowie Bedarfe gibt es für die Kommunikation von Gesundheitsinformationen zwischen Klinikmitarbeitenden und Patient*innen.

Methode: Die Online-Befragung fand zwischen Juli und November 2020 statt. Die Klinikmitarbeitenden beantworteten Fragen zu ihrer Definition von GK und zu Situationen, in denen die Kommunikation über Gesundheitsinformationen mit Patient*innen erleichtert bzw. erschwert war. Die Antworten konnten mittels Audioaufnahme von den Mitarbeitenden in Tablets eingesprochen werden. Die Transkripte der Audioaufnahmen wurden qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Zunächst wurden deduktiv fünf Kategorien anhand von Leitfragen gebildet. In einem induktiven Vorgehen kodierten zwei Forscherinnen relevante Textstellen unabhängig voneinander, so dass in einem iterativen Prozess ein Kategoriensystem mit weiteren differenzierten Unterkategorien entstand.

Ergebnisse: An der Befragung nahmen 20 Mitarbeitende (Ärzteschaft, Pflege, Sozialdienst, Physiotherapie) teil. Die Definitionen von GK umfassen Aspekte, wie Gesundheitsförderung und -informationen und Patient*inneneigenschaften. In der Kategorie „Eigenschaften der Patient*innen“, werden Aufklärungsgrad und Charaktereigenschaften zusammengefasst. Die Kategorie „Eigenschaften einer Gesundheitsfachkraft“ fokussiert die Professionalität und Berufserfahrung, die Kategorie „Umgebungsfaktoren“ beinhaltet Aspekte der Zeit, Lautstärke und Unterbrechungen. In den Kategorien „Strategien“ und „Wünsche“ werden Hilfsmittel und Gesprächstechniken beschrieben, sowie Unterstützungsbedarfe bei der Sprache und durch Infomaterialien identifiziert.

Diskussion: Die Inhalte verdeutlichen, dass der Begriff GK von Gesundheitsfachkräften auf unterschiedliche Weise verstanden wird. Die Eigenschaften der Patient*innen, der Gesundheitsfachkraft und Faktoren der Umgebung erschweren oder fördern die Kommunikation von Gesundheitsinformationen im Klinikalltag. Die Klinikmitarbeitenden kennen Strategien, welche sie in einer schwierigen Kommunikation mit Patient*innen anwenden können. Die Mitarbeitenden konnten konkrete Wünsche formulieren, die eine Kommunikation erleichtern.

Praktische Implikationen: Die wissenschaftliche Definition von GK unterscheidet sich vom Alltagsverständnis. Forschungsprojekte in der Versorgungspraxis sollten dies z.B. in partizipativen Ansätzen berücksichtigen.

Appell für die Praxis: Kommunikationsbarrieren im Klinikalltag abbauen.