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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Die Effektivität integrierter und gestufter Versorgung psychischer Erkrankungen durch Überwindung sektoraler Behandlungsbarrieren – Ergebnisse des COMET-Trials

Meeting Abstract

  • Martin Härter - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Daniela Heddaeus - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Anne Daubmann - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Grochtdreis - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Amra Hot - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Löwe - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Maehder - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Porzelt - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Moritz Rosenkranz - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Ingo Schäfer - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Schulte - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Tharanya Seeralan - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Angelika Weigel - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Silke Werner - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Antonia Zapf - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Zimmermann - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jörg Dirmaier - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Olaf von dem Knesebeck - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf303

doi: 10.3205/21dkvf303, urn:nbn:de:0183-21dkvf3038

Published: September 27, 2021

© 2021 Härter et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Effektivität von integrierten und gestuften Versorgungsmodellen für psychische Störungen (z.B. Depression) ist gut belegt. Es gibt bisher aber keine Evidenz für Modelle, die mehrere Störungsbilder gleichzeitig sowie deren Komorbidität berücksichtigen. In einer vom BMBF geförderten Studie des Hamburger Netzwerks für Versorgungsforschung wurde ein integriertes und gestuftes Versorgungsmodell für depressive, Angst-, somatoforme und alkoholbezogene Störungen (COMET) implementiert, in dem Patient:innen eine evidenzbasierte, intensitätsadjustierte Behandlung innerhalb eines multiprofessionellen, Sektor-übergreifenden Netzwerks erhielten.

Fragestellung und Zielsetzung: Die primäre Fragestellung fokussierte die Effektivität von COMET (Interventionsgruppe, IG) im Vergleich zur Regelversorgung (Kontrollgruppe, KG) gemessen an der Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36, Skala psychische Gesundheit) der Patient:innen nach 6 Monaten.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine prospektive, cluster-randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie durchgeführt. Die Patient:innengewinnung erfolgte über Hausärzt:innenpraxen und die Randomisierung auf Hausärzt:innenebene. Einschlusskriterium war das Vorliegen der Diagnose einer depressiven, Angst-, somatoformen und/oder alkoholbezogenen Störung sowie Volljährigkeit. Die Datenerhebung umfasste einen tabletbasierten Screening und Diagnostikprozess sowie teilstandardisierte telefonische Patient:inneninterviews zu Baseline, nach 3 und 6 Monaten. Mit einem Intention-to-treat Ansatz wurde in einem linearen gemischten Modell analysiert, ob die IG der KG überlegen ist. Sekundäre Outcomes waren Symptomschwere, Remission, Response und Zufriedenheit.

Ergebnisse: Von 41 rekrutierten Hausärzt:innenpraxen (IG: n=20; KG: n=21) nahmen n=17 Praxen der IG und n=13 der KG aktiv an der Studie teil und schlossen n=618 Patient:innen (IG: n=310; KG n=308) ein. Im April 2021 wurde die 6-Monats-Datenerhebung abgeschlossen. Die Ergebnisse werden zum Kongress berichtet werden.

Diskussion: Es war gut möglich, in COMET ein breites Spektrum psychischer Erkrankungen innerhalb eines auf evidenzbasierten Empfehlungen aufgebauten Versorgungsmodells zu behandeln. Eine umfangreiche Prozessevaluation ergab relevante Hinweise zu förderlichen und hinderlichen Bedingungen für die Implementierung des Versorgungsmodells.

Praktische Implikationen: (abhängig von den Ergebnissen) Integrierte und gestufte Versorgungmodelle können entscheidend zur Verbesserung der Versorgung Patient:innen mit depressiven, Angst-, somatoformen und alkoholbezogenen Störungen beitragen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Unter Einbezug aller an der Versorgung psychischer Erkrankungen Beteiligten sollte zukünftig evaluiert werden, wie eine effektive integrierte und gestufte Versorgung nachhaltig und langfristig in die Regelversorgung überführt werden kann.