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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Akzeptanz einer komplexen Intervention: Ergebnisse einer qualitativen Befragung von Patienten/-innen und Angehörigen zum Angebot einer Intensiv-Nachsorgeambulanz im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie (PINA)

Meeting Abstract

  • Christine Bernardi - Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Karl Philipp Drewitz - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Susanne Brandstetter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Katharina Pielmeier - Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Magdalena Rohr - Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Vreni Brunnthaler - Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Christoph Fisser - Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Maximilian Malfertheiner - Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Christian Apfelbacher - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf299

doi: 10.3205/21dkvf299, urn:nbn:de:0183-21dkvf2992

Published: September 27, 2021

© 2021 Bernardi et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ein längerer Aufenthalt auf Intensivstation (ITS) führt häufig zu chronischen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Eine strukturierte Versorgung, welche die Patienten/-innen nach der Entlassung begleitet, fehlt in Deutschland. Das PINA-Projekt entwickelt und pilotiert eine Intensivnachsorge-Ambulanz (INA) im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Pilotstudie (RCT). In der INA wurden Patienten/-innen in der Interventionsgruppe nach 3 und 6 Monaten behandelt. Es ist bedeutsam, zu eruieren, wie akzeptabel für die Patienten/-innen die Teilnahme an einer solchen Studie ist, aber auch, wie diese die Intervention selbst bewerten.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie ist die Sichtweise der Studienteilnehmenden auf die Akzeptanz des Pilot-RCT und wie bewerten die Teilnehmer/-innen der Interventionsgruppe das neue Nachsorgeangebot?

Methoden: Wir führten leitfadengestützte Interviews mit Patienten-/-innen und Angehörigen aus der Interventions- und Kontrollgruppe durch. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und computergestützt inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Es wurden 9 Interviews (4 Männer, 5 Frauen) geführt: 6 mit Personen aus der Interventionsgruppe (3 Patienten/-innen, 3 Angehörige) und 3 mit Personen aus der Kontrollgruppe (2 Patienten/-innen, 1 Angehörige/-r).

Die Motivation zur Studienteilnahme war bei allen Befragten hoch, jedoch war für manche der Zeitpunkt der Studienaufklärung, die teilweise auf ITS stattfand, zu früh. Einige Teilnehmer/-innen der Kontrollgruppe nahmen die Follow-up Erhebung als Nachsorgeangebot wahr, ihnen war nicht bewusst, dass sie der Kontrollgruppe zugeordnet waren. Die Teilnahme an der Studie minderte bei den Befragten beider Gruppen das Gefühl des allein gelassen Werdens. Die Mehrheit der Teilnehmer/-innen der Interventionsgruppe war bereit, eine weite Anreise zur INA in Kauf zu nehmen, da sie von der Behandlung profitierten. Einige Teilnehmer/-innen berichteten von einem Nutzen mehr im physischen Bereich, da ihre körperlichen Einschränkungen adressiert und entsprechende Überweisungen an Therapeuten ausgestellt wurden. Andere Befragte berichteten einen psychologischen Benefit. Mehrere Befragte betonten die Relevanz der Zusammenarbeit zwischen INA und Hausarzt. Manche wünschten sich, über einen längeren Zeitraum durch die INA begleitet zu werden. Viele der Teilnehmer/-innen würden es befürworten, die INA dauerhaft in die Versorgung ehemaliger Intensivpatienten zu integrieren.

Diskussion: Die Studienergebnisse zeigen, dass bei beiden Gruppen der Studienansatz auf Akzeptanz stößt. Die angebotene Nachsorge erreichte das Ziel, die Patienten/-innen auf ihrem Genesungsprozess zu begleiten, indem sie sowohl in körperlichen als auch psychologischen Belangen einen subjektiven Benefit angeben.

Praktische Implikationen: Die Daten lassen aus Patient-/innensicht auch eine größer angelegte randomisierte kontrollierte Studie als machbar erscheinen.

Appell für die Praxis: Die Befürwortung dieses Versorgungsmodells durch die Patienten/-innen liefert wichtige Argumente, eine INA nachhaltig in die Versorgung einzubeziehen.