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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Versorgungssituation in der außerstationären Intensivpflege aus der Perspektive von Menschen mit Beatmung und ihren Angehörigen: Eine Mixed-Methods Studie

Meeting Abstract

  • Hanna Klingshirn - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland
  • Laura Gerken - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland
  • Katharina Hofmann - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland
  • Peter Heuschmann - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland; Zentrale für Klinische Studien Würzburg, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland; Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Kirsten Haas - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Martha Schutzmeier - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Lilly Brandstetter - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Jutta Ahnert - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Thomas Wurmb - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Maximilian Kippnich - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Bernd Reuschenbach - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf298

doi: 10.3205/21dkvf298, urn:nbn:de:0183-21dkvf2987

Published: September 27, 2021

© 2021 Klingshirn et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die außerstationäre Intensivpflege beatmeter Menschen ist ein stark anwachsender Versorgungsbereich. Außerstationär beatmete Menschen leben oftmals in spezialisierten Intensiv-Wohngemeinschaften (WG) oder zu Hause mit Unterstützung eines 24-Stunden Intensivpflegedienstes. Eine qualitativ hochwertige Versorgung orientiert sich an den Prinzipien der Person-centred care (PCC), bei der Betroffene und deren Angehörige als gleichwertige Partner in die Versorgung miteinbezogen werden [1].

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel der Studie war es herauszufinden wie beatmete Menschen und ihre Angehörigen ihre Versorgung erleben und ob Unterschiede zwischen den Settings Intensiv WGs und zu Hause bestehen.

Methode oder Hypothese: Im Sinne eines Mixed-Methods Ansatzes wurden quantitative und qualitative Daten parallel erhoben. Für die quantitative Erhebung wurden medizinisch-therapeutische Versorgungsleistungen, die Gesundheitsbezogene Lebensqualität (Severe Respiratory Insufficiency (SRI) Questionnaire) und die Belastung der Angehörigen (Häusliche Pflege Skala) erfasst. Mittels qualitativer Interviews wurden Informationen zu den Kernthemen

1.
tägliche Versorgungssituation,
2.
sozialen Beziehungen und Teilhabe,
3.
Sicherheit und
4.
Koordination der Versorgung erschlossen.

Zur Analyse der Daten wurden die Picker Prinzipien für PCC (deduktiv) eingesetzt [1]. Sub-Kategorien wurden induktiv gebildet. Quantitative und qualitative Daten wurden zur abschließenden Interpretation in einem Joint Display visualisiert.

Ergebnisse: Quantitative Versorgungsdaten wurden von insgesamt 46 beatmeten Personen erhoben: Männlich (n=28, 61%); Intensiv-WG (n=18, 39%). Im Vergleich der beiden Versorgungssettings zu Hause vs. Intensiv-WG zeigte der SRI Summenscore keinen wesentlichen Unterschied (n=27, 56.6±16.4 vs. 55.4±12.7). Qualitative Interviews wurden mit insgesamt 31 Teilnehmern geführt: Beatmete Personen (n=13) und Angehörige (n=18). Zentrale Themen der qualitativen Analyse waren der oftmals erlebte Kampf für eine hochwertige Versorgung, der Bedarf einer kontinuierlichen und professionellen Begleitung über Sektoren hinweg und der Wunsch trotz starker Abhängigkeit ein unabhängiges Leben zu führen.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass jedes der untersuchten Versorgungsettings über spezifische Vor- und Nachteile verfügt. Die Gründe für die Wahl eines Settings sind individuell und es entsteht der Eindruck, dass die Zufriedenheit in einem Versorgungssetting von dieser Wahlfreiheit mitbestimmt wird.

Praktische Implikationen: Die Erkenntnisse dieser Studie sollen in einem anschließenden Projektbaustein in die Entwicklung von Interventionen einfließen, um die Versorgung für die beatmeten Menschen und ihre Angehörigen zu verbessern.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Unabhängig vom Versorgungssetting sollte die Versorgung von Menschen mit Beatmung auf den Prinzipien der PCC basieren.


Literatur

1.
Cleary PD, Edgman-Levitan S, Walker JD, Gerteis M, Delbanco TL. Using patient reports to improve medical care: a preliminary report from 10 hospitals. Qual Manag Health Care. 1993 Fall;2(1):31-8.