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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Herausforderungen und Lösungsansätze für die digitale Durchführung von Fokusgruppen in der gesundheitsbezogenen Forschung

Meeting Abstract

  • Jonas Lander - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Elise-Marie Dilger - Department für Versorgungsforschung, Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Lara Marleen Fricke - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Dyon Hoekstra - Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Kathrin Krüger - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Kristina Schaubert - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Julia von Sommoggy - Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Anna Levke Brütt - Department für Versorgungsforschung, Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Christian Krauth - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Annett Thiele - Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Marie-Luise Dierks - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf286

doi: 10.3205/21dkvf286, urn:nbn:de:0183-21dkvf2866

Published: September 27, 2021

© 2021 Lander et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie stellt gesundheitsbezogene Forschungsprojekte vor erhebliche Herausforderungen. Besonders betroffen sind empirische Studien mit direktem Kontakt zu Teilnehmenden (TN), beispielsweise über Fokusgruppen. Im Rahmen zweier Forschungsprojekte (Health Literacy in Early Childhood Allergy Prevention; Multiple Sklerose – Patientenorientierte Versorgung in Niedersachsen) wurden sechs Fokusgruppen von einem Präsenzformat in ein digitales Format überführt. Die insgesamt 28 TN waren Eltern, chronisch Erkrankte und Ärztinnen und Ärzte.

Lösungsvorschläge:

1.
Vorabtestung: Für die Planung ist es sinnvoll, neben dem eigentlichen Termin eine individuelle Vorabtestung der digitalen Plattform zu vereinbaren, um auch für Personen mit weniger technischem Verständnis den Zugang zur (digitalen) Studie einfach zu gestalten.
2.
Technischer Support: Für den gesamten Ablauf sollten technische Schwierigkeiten antizipiert und Lösungen vorbereitet werden, z.B. zusätzliche personelle Unterstützung.
3.
Datenschutz: Datenschutzrechtliche Aspekte beim Einsatz einer Videokonferenzsoftware müssen abgeklärt und die TN entsprechend informiert werden.
4.
Durchführung: Es bewährt sich, eher mit kleinen Gruppen (4–7 TN) zu arbeiten, die Dauer der Diskussion niedrig zu halten, Pausen einzuplanen und die TN zu bitten, Störgeräusche möglichst zu vermeiden. Alle TN sollten eine Kamera nutzen, um so die Interaktion untereinander und mit den Moderierenden zu unterstützen
5.
Didaktik: Als methodische Elemente sollten digitale Metaplanwände oder zentral gesteuerte Elemente dienen, Break-out-Räume hingegen können sich technisch und zeitlich erschwerend auswirken.
6.
Inhalte: Forschungsleitende Fragen sollten an das Online-Format angepasst werden, z.B. kurze präzise Fragen, Visualisierung der Fragen, Echtzeitfeedback.
7.
Interaktion: Um den Teilnehmenden sowie auch den Moderierenden Rückmeldungen und Reaktionen auf das (Haupt-)Gespräch zu ermöglichen, kann die verfügbare Chatfunktion genutzt werden.
8.
Moderation: Das digitale Format erfordert eine besonders aktive Führung, aber auch Flexibilität in der Moderation. Moderierende sollten sich umfassend absprechen, feste Pausen zum Austausch einplanen und Ruhe bewahren.

Diskussion: Digitale Fokusgruppen bieten durchaus Vorteile: TN können im geschützten häuslichen Umfeld verbleiben, auch Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen bzw. weiter Entfernung vom Studienort können unkompliziert teilnehmen. Es zeigt sich, dass TN insbesondere in kleinen Gruppen mit gemeinsamem thematischen Interesse schnell Vertrauen zueinander und zu den Moderierenden im ‚digitalen Raum‘ entwickeln, ihre Meinungen austauschen und sich wechselseitig ergänzen. Die Qualität der Daten ist, so die ersten Einschätzungen, im Vergleich zu klassischen Präsenzgruppen nicht gemindert. Sofern die genannten Empfehlungen umgesetzt bzw. die für das Format nötigen, neuen Formen der Planung, Organisation und Durchführung berücksichtigt werden, ergibt sich eine nützliche Alternative zum klassischen Format, die sich auch vorteilhaft auf die Rekrutierung auswirkt.