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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Akzeptanzanalyse von Versichertendaten älterer Menschen zur Teilnahmebereitschaft am innovativen Hilfs- und Betreuungsnetzwerk NetzWerk GesundAktiv

Meeting Abstract

  • Ulrike Dapp - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Golgert Stefan - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Dominic Vinyard - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Lilli Neumann - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Ulrich Thiem - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Wolfgang von Renteln-Kruse - Forschungsabteilung, Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf270

doi: 10.3205/21dkvf270, urn:nbn:de:0183-21dkvf2701

Published: September 27, 2021

© 2021 Dapp et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das quartiersbezogene Innovationsfondsprojekt NetzWerk GesundAktiv (NWGA), ein sektorenübergreifendes Hilfs- und Betreuungsnetzwerk, wird an einem gerontologisch-geriatrischen Zentrum koordiniert. Versicherten 70+ Jahre mit Funktionseinschränkung postROBUST, preFRAIL, FRAIL gem. LUCAS Funktions-Index (FI) [1] oder Pflegegrad 1–3 der Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit und KNAPPSCHAFT werden Gesundheitsinterventionen nach einem interdisziplinären Assessment empfohlen.

Fragestellung und Zielsetzung:

Unterscheiden sich NWGA (a) Teilnehmer von (b) Ablehnern, (c) Interessenten und (d) Non-Respondern in soziodemographischen oder gesundheitlichen Merkmalen während 12 Monaten vor NWGA Beginn bezüglich

1.
Alter,
2.
Geschlecht,
3.
Versichertenstatus,
4.
Staatsangehörigkeit,
5.
Wohnort in PLZ des Leistungserbringers,
6.
stationäre Krankenhausaufenthalte inkl. ICD-Diagnosen,
7.
Arztkontakte,
8.
Pflegegrad?

Methode oder Hypothese: Das gerontologisch-geriatrische Zentrum klassierte den Rücklauf jedes pseudonymisiert angeschriebenen Versicherten als NWGA (a) Teilnehmer, (b) Ablehner oder (c) Interessent (NWGA Ausschluss, da ROBUST gem. LUCAS FI [1]). Alle übrigen Angeschriebenen wurden von den Krankenkassen als (d) Non-Responder identifiziert. Routinedaten aller Versicherten (a-d) wurden anonymisiert übermittelt (BVA-Bewilligung), ICD-Diagnosen klassiert nach „im Alter prävalent“, „Geriatrie-typisch“ und „Funktion“, deskriptiv analysiert und auf Unterschiede geprüft.

Ergebnisse: Über alle Versichertengruppen (a–d) zeigen alle 8 Merkmale (s.o.) hochsignifikante Unterschiede. Interessenten (c) waren deutlich jünger, häufiger Männer, lebten eher wohnortnah zum Leistungserbringer, waren seltener im Krankenhaus und seltener pflegebedürftig. Teilnehmer (a) waren im Gegensatz zu Ablehnern (b) hochsignifikant jünger, lebten eher wohnortnah zum geriatrischen Zentrum und hatten seltener einen Pflegegrad. Analysen zeigten zwischen allen Gruppen (a–d) Unterschiede zwischen „im Alter prävalenten“, „Geriatrie-typischen“ und „Funktions“-Diagnosen. Interessenten (c) waren deutlich seltener mit diesen ICD-Diagnosen im Krankenhaus als alle anderen (a,b,d). Dies gilt insbesondere für die „Funktions-Diagnosen“.

Diskussion: Die Unterschiede erklären sich über die funktionale Kompetenz der Versicherten. Interessierte Personen (c) waren sämtlich ROBUST gem. LUCAS FI. Im Gegensatz hierzu waren alle NWGA-Tauglichen (a+b) funktional eingeschränkt, Non-Responder (d) hingegen ein Mix der Gruppen a–c.

Praktische Implikationen: Krankenhauspatienten mit „Geriatrie-typischen“ und „Funktions-Diagnosen“ sollten bereits während des Aufenthaltes über das NWGA informiert und zur Teilnahme angeregt werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: In der Versorgung der heterogenen älteren Bevölkerung sollte die funktionalen Kompetenz [1] für die Zielgruppen-spezifische Ansprache berücksichtigt werden.


Literatur

1.
Dapp U, Minder CE, Anders J, Golgert S, von Renteln-Kruse W. Long-term prediction of changes in health status, frailty, nursing care and mortality in community-dwelling senior citizens—results from the Longitudinal Urban Cohort Ageing Study (LUCAS). BMC Geriatr. 2014 Dec;14:141. DOI: 10.1186/1471-2318-14-141 External link