gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Typologieentwicklung mit demenzspezifischem Schwerpunkt – eine deutschlandweite Untersuchung zu stationären Wohnbereichen in deutschen Altenpflegeeinrichtungen

Meeting Abstract

  • Johannes Michael Bergmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), AG Methoden, Witten, Deutschland
  • Anna-Louisa Hoffmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), AG Versorgungsstrukturen, Witten, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland
  • Rene Müller-Widmer - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), AG Methoden, Witten, Deutschland
  • Rebecca Palm - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), AG Versorgungsstrukturen, Witten, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf266

doi: 10.3205/21dkvf266, urn:nbn:de:0183-21dkvf2665

Published: September 27, 2021

© 2021 Bergmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Viele Pflegeeinrichtungen in Deutschland halten demenzspezifische Wohnbereiche mit unterschiedlichen Konzepten vor. Der Einfluss des Kontextes eines Wohnbereichs in Studien der Versorgungsforschung ist bislang weitestgehend unerforscht. Daher ist es sinnvoll, ein Set von Indikatoren (strukturelle und organisationsbezogenen Merkmale) zu entwickeln, mit deren Hilfe sich Unterschiede zwischen Wohnbereichen abbilden und Wohnbereichstypen definieren lassen. In einer vorherigen Studie identifizierten wir drei Wohnbereichstypen: Hausgemeinschaften, spezialisierte Demenzwohnbereiche und konventionelle Wohnbereiche. Aufgrund von methodischen Einschränkungen der voran gegangenen Studie wird die Komplexität des Kontextes über die Typen jedoch bislang unzureichend abgebildet.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel der Studie ist es, die bestehende Typologie weiterzuentwickeln und zu prüfen, ob die unterschiedlichen Typen mit dem Angebot nicht-pharmakologischer demenzspezifischer Interventionen in einer Beziehung stehen.

Methode oder Hypothese: Es handelt sich um eine nationale Surveystudie. Hierzu wurde 2020 ein stratifiziertes, randomisiertes Sample von 134 Wohnbereichen eingeschlossen. Erhoben wurden mittels eines Telefoninterviews mit Einrichtungsleitungen und eines standardisierten Fragebogens 28 organisationsspezifische Variablen, die als konstituierende Variablen für die Typenbildung analysiert wurden. Die Entwicklung der Typologie erfolgte auf der Grundlage einer Factor Analysis of Mixed Data und einer hierarchischen Clusteranalyse.

Ergebnisse: Es konnten vier Typen identifiziert werden. Der Typ „konventionelle Wohnbereiche“ zeigte sich ebenfalls in dieser Studie, jedoch unterschieden sich große konventionelle Wohnbereiche in ihren Merkmalen von den anderen Konventionellen. Ebenfalls identifiziert werden konnte der Typ „Demenzspezifische Wohnbereiche“; hier unterschieden sich in ihren Merkmalen jedoch deutlich demenzspezifische Wohnbereiche, die eine gesonderte Vergütungsvereinbarung hatten, von denen die keine hatten. Durch die Bildung dieser vier Typen konnten 31 Prozent der Gesamtvarianz erklärt werden. Vier von sieben nicht-pharmakologischen Interventionen korrespondieren ausschließlich mit den demenzspezifischen Wohnbereichen, nicht jedoch mit den Konventionellen.

Diskussion: Die Studie hat bestätigt, dass sich konventionelle und demenzspezifische Wohnbereiche anhand ihrer Merkmale unterscheiden lassen. Der zuvor identifizierte Typ „Hausgemeinschaft“ konnte hingegen nicht identifiziert werden. Die Unterscheidung zwischen den demenzspezifischen Wohnbereichen weist eindeutig auf den systemischen Einfluss gesonderter Vergütungsvereinbarungen hin.

Praktische Implikationen: Die Typologie bildet eine wichtige Ausgangslage, die es ermöglicht, Kontextfaktoren in Studien der Versorgungsforschung einfließen zu lassen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: In zukünftigen Studien in der stationären Altenhilfe sollte der institutionelle Kontext anhand der identifizierten Indikatoren beschrieben werden.